Da ist der Kölner Straßenmusiker-Truppe in diesem Frühjahr ein beachtliches Kunststück gelungen, indem sie an zwei aufeinander folgenden Abenden Münchens zweitgrößte Hallen-Venue ausverkauft haben. Und seien wir mal ehrlich: die Erfolgsgeschichte der fünf Burschen könnte authentischer nicht sein. Begonnen hatte alles als kleines Gymnasiasten-Konglomerat auf der Domplatte und setzte sich nach einem selbstproduzierten Album bis hin zum strategisch smart eingesetzten YouTube-Kanal und Support-Shows für die Beatsteaks oder Clueso fort. Am Ende wartete die Nummer 1 in den Deutschen Charts und von da an sind die – immer noch – sehr sympathischen Jungs nicht mehr aus dem jährlichen Festivalzirkel wegzudenken.
Den heutigen Abend eröffneten zunächst Gurr aus Berlin. Die Garagen-Punk-Gurrlz (!) sind einfach der Hit. Mit Leidenschaft tragen sie Ihre tanzbaren Kompositionen stets stimmungsvoll und gut gelaunt vor und nehmen sich kein Blatt vor den Mund. Bissig wie eh und je fegte Andreya Casablanca über die Bühne des Zenith und sorgte ob des hochfliegenden, viel zu kurzen Röckchens für so manch heruntergeklappte Kiefer in den Reihen der männlichen Konzertbesucher. Hot shit!
Während dann später die Combo um Henning May die Kulisse betrat, blieb es düster. Ein schwarzer Vorhang verdeckte jegliche Art der Farbenpracht. Die Show wurde eingeleitet mit einigen Stücken vom neuesten Longplayer „Schlagschatten“. Mit der ersten Textzeile verwandelte sich das Publikum im Zenith in eine homogene Masse aus Hardcore-Fans und Chormitgliedern und so wurde jeder Song frenetisch mitgesungen. Mays berückende Stimme bezauberte mit unwiderstehlicher Kraft und rührendem Feeling am meisten bei „Pocachontas“ und natürlich „Barfuß Am Klavier“. Zwischenzeitlich hatte sich die sporadische Requisite zu einer Art Pappschachtel verwandelt, indem von der Decke hunderte von Papierblättern synchron herabhingen.
Die Stimmung blieb während des gesamten Sets prächtig. Auch die eher mittelmäßigen Albumsongs von „Schlagschatten“ wurden ob der jubelnden Fans mit dem Freischwimmerabzeichen versehen, die Reifeprüfung haben Annenmaykantereit schon lange erfolgreich abgelegt. Erinnerungen an das große Lollapalooza 2017 in Berlin wurden wach, als Henning May barfuß von der Bühne schmachtete und gestand, dass die Band nie davon träumen konnte, einmal vor so vielen Menschen zu spielen. Auch heute rührte er brav im Suppenteller der Erinnerungen und war sichtlich stolz, dass seine Band nach einem Support-Slot vor einigen Jahren an gleicher Stelle, diese Halle nun aus eigener Kraft ausverkaufen konnte. Und das zwei Mal hintereinander. Wie gesagt, ein beachtliches Kunststück!(ODI)