Wundervoll. Wer Krach Deluxe auf die Ohren nicht scheut, der war heute auch zu Gast im Backstage. Und wer die Musik der Chartbomber Green Day oder Blink 182 mag, es aber nicht mit der antikapitalistischen Revoluzzer-Philosophie eines echten Punkrockers vereinbaren kann, für ein Konzert in einer Arena 100 € zu zahlen, der hatte den 23.10. schon vor Monaten als Pflichttermin im schnöden Wandkalender markiert.
Eine ziemlich harte Entourage aus Hardcore, Punk und College-Rock versprach einen Abend mit viel Tanz und Schweiß und auch einen anhaltenden Pfeifton nahe des Trommelfells, welcher wiederum schlechten Schlaf garantiert.
Wie auch immer, die Halle war noch nicht voll, als die Cancer Bats aus Toronto die Amps zu ihrem fiesen Hardcore auf 10 ½ drehten. Das Publikum staunte nicht schlecht, als das Quartett mit einer gelungenen Version des Beastie Boys-Everybody´s Darling „Sabotage“ einen Raketenstart zündete und die Menge fortan ordentlich mitriss. Eine Studie des bandeigenen Spotify-Senders, lässt die erwähnte Coverversion auch als erfolgreichsten Song der Truppe erkennen. Justin Sane reicherte das Set übrigens als Gastsänger noch an, dieser Abend konnte nur gut werden.
Nach dieser Eröffnung mussten sich Silverstein der Herausforderung stellen, dem äußerst angeheizten Publikum ihre neuen, recht poppigen Songs schmackhaft zu machen. Der Funke sprang allerdings erst zum letzten Drittel der Show hin auf die Konzertbesucher über, als die fünf Kanadier sich auf Songs ihrer früheren Werke besinnten. Alles in allem ein solider Auftritt.
Zum Grand Finale baten dann die Punk-Routiniers von Anti-Flag zu Tisch, wobei es im Zuschauerraum keine Verschnaufpause gab. Es wurde gepogt und gesurft was das Zeug hielt. Die Securities mußten Schwerstarbeit verrichten. Justin Sane hatte wie immer viel zu sagen gegen Sexismus und Rassismus und all der Frust über den eigenen Präsidenten entlud sich in einer extrem energetischen Performance.
Auch wenn die zitierten Ansagen leider mehr denn je von aktueller Brisanz sind, konnte man für ein paar Stunden auch einfach die Spielfreude und Agilität dieser Band genießen. Das hierbei auch noch Texte mit nährreicher Substanz in das ehrwürdige Backstage gegrölt werden, macht das Konzert umso nachhaltiger.(ODI)