Aufregend, überraschend, laut: Das PULS-Festival 2014

Die Samstagabendagenda war reichlich gefüllt: 16 Bands unterschiedlichen Bekanntheitsgrades erhielten die Möglichkeit, ihr Publikum mit ihrer Musik einzunehmen. 

Um 19 Uhr trafen die ersten Menschen ein, langsam verbreitet sich Festivalstimmung. Das Feeling ist anders, als man es von einem Outdoor-Festival kennt. Anders, jedoch auf seine Art besonders.

Alle anwesenden Altersklassen schienen in Feierlaune, der perfekt aufeinander abgestimmte Künstler-Mix, kein Platz für Langeweile lassend. Zwei Studios und die Kantine verwandelten sich in freudige Menschenansammlungen, die ihrem ausgewählten Künstler ihre Energie liehen. Stets blieb es spannend, denn kein Auftritt und Künstler ließ sich miteinander vergleichen. So war es zum Beispiel Kwabs, der den entscheidenden Startschuss in Studio 1 gab. Er begeisterte durch eine ausdrucksstarke Stimme mit großem Wiedererkennungspotenzial. Nicht umsonst wurden Soul-Größen wie Joss Stone bereits auf ihn aufmerksam. Zunächst startete er mit weniger bekannten Songs, sehr gefühlvollen Songs, was ihn nicht daran hinderte, das Publikum mitzunehmen. Als die Band “Walk” anspielte, schienen die Besucher wie elektrisiert und tanzten aufgeregt mit.

Auch Deltron 3030 begeisterte HipHop-Anhänger: Retro-Rap mit DJ Kid Koala, dem Gorillaz- Rapper Del tha Funky Homosapien und dem Produzenten Dan the Automator. Besonderes Highlight: Unterstützung vom Rundfunkorchester und Chor. Studio 1 schien sich nicht zwischen Treibenlassen und HipHop-Moves entscheiden zu können. Eines ist sicher: Sie war ab dem ersten Song überzeugend.

Auf Studio1 und der Kantine verteilten sich die Startrampe-Künstler. Davon heizten zuerst Blackout Problems aus München mit ihrem rockigem Sound die Kantine auf, simultan deutscher R’n’B-Künstler Teesy aus Kiel, der bis vor kurzem noch mit Cro als Vorband mittourte und sein erstes Album „Glücksrezepte“ veröffentlichte. Er bezeichnet sich selbst als Rapper, Sänger und Produzent und trägt als ein weiteres Gesicht zum deutschen R’n’B bei.

Als plötzlich Cro auf die Bühne steigt, erreicht Studio 1 Höchststimmung. Nach drei Duetten räumen beide die Bühne für Mine aus Mainz, der, wie auch Deltron 3030, das Rundfunkorchester geliehen wird. Diese freut sich, denn „nicht jeder kann von sich behaupten, Cro als Vorband zu haben“. Nach der ersten Minute wird klar, dass sie nach dem letzten Song als einer der heimlichen Favoriten des Abends gelten wird. Die Menge ist begeistert, die Gänsehaut sitzt: Mine managt ihre Loopstation, dirigiert, singt mit einer gefühlvollen, herzzerschneidenden Stimme und einbrennenden Lyrics.

Währenddessen mischen Künstler wie Bbou mit bayrischer Rap-Poesie, Adulescens, Indie-Stern letztlicher EP-Veröffentlichung oder die österreichische Band Ja, Panik! Studio 2 und die Kantine auf.

Alle fiebern dem Höhepunkt des Abends entgegen: Der Berliner Band Bonaparte mit dem Rundfunkorchester des Bayerischen Rundfunks. Bonaparte ging alle Paletten durch: Mal melancholisch und düster, mal dynamisch, exzentrisch, rockig, eine extravagante und avantgardistische Bühnenshow. Nicht zuletzt werden Bonaparte als Festivallegende betitelt. Die Band öffnete einen Raum der Ambivalenz und der Indifferenz: Mal wurde ein Flipchart bemalt oder spontane Stage Dives hingelegt, mal sprangen Tänzer mit schwarzen Säcken auf die Bühne, bei anderen Songs Tänzer in schwarzen, mit LED-Lampen-versehenen Neoprenanzügen. Ein Ziel wurde klar: Keiner verlässt den Raum nicht verschwitzt und durchgerockt.

Um 1:30 Uhr betrat Kate Tempest das Studio 2 mit Cockney-Flow und messerstechenden, britischen Lyrics und ließ dabei Poesie und HipHop aufeinander prallen, wodurch ein explosiver, schräger Mix entstand, der in den Ohren bleibt.

Alles in allem: Ein erfolgreiches Festival mit besonderem Ambiente, interessanten, nicht vergleichbaren Künstlern, ein durchdachtes Line-Up, ein hoher Maßstab an Fun-Faktor und Gänsehaut.(ASK)

 

Fotos PULS Festival 2014