Das Biffy Clyro bereits seit 1995 existieren, ist sicherlich nicht jedem Musikbegeisterten bewusst. Seit dem Jahrtausendwechsel beglückt das schottische Trio auch erst den Markt mit seinen Veröffentlichungen. Den einstigen Bühnen-Style, welcher der Präsentation entblößter, mit Tattoos übersäter Oberkörper und dem Schütteln der langen Mähnen diente, hat man dieser Tage abgelegt und spaziert pünktlich in einem – dem Anlass entsprechend – feineren Zwirn und mit Kurzhaarschnitt auf die Bühne der Philharmonie München.
In der Mitte dieser Bühne wurde ein großer, blattloser Baum errichtet. Eingerahmt war dieser von Büschen und allerlei sonstigem Wald- und Wiesengewächs. Außerdem taten eine Lichterkette und einige Lampions ihr übriges, um die bezaubernde Stimmung eines lauen Sommerabends zu erzeugen.
Ein wenig fühlte man sich in die Kulisse eines Tim Burton-Films versetzt.
Nachdem Andrew Groves, seines Zeichens Frontmann der britischen Rockband „Arcane Roots“ mehr oder minder erfolgreich das Publikum mit seinen Solo-Interpretationen der Band-Songs aufgewärmt hatte, verwandelten Simon Neil, James Johnston und Ben Johnston, die Bühne, wie bereits erwähnt, in das Zentrum einer andächtigen, privaten Gartenparty. Selten ist einem der Begriff „Wohnzimmerkonzert“ so oft in den Sinn gekommen, wie an diesem Abend. Mit dem allerbesten Sound wurden liebevoll umarrangierte Songs wie „The Captain“, „Mountains“ und „Adored“ vorgetragen. Einst sah man sich selbst noch bierselig „Eleanor oooh Eleanor“ bei „Folding Stars“ mitgrölen, heute lauschte man einfach andächtig dem überragenden Sänger Neil. Dieser intonierte bedeutungsschwer auch die tieferen Stimmlagen perfekt. Welche Range seine Stimme in Wirklichkeit hat, wurde heute Abend deutlich.
„Bubbles“ läutete das Finale des regulären Sets ein und da konnten sich die Zuschauer nicht mehr auf ihren Sitzen halten und endlich tanzte man und sang man mit. Ansonsten klatscht der deutsche Konzertbesucher ja immer gern in die Hände. Das machte heute leider den ein oder anderen ruhigeren Track unbrauchbar. Lieber Texte lernen und mitsingen, Freunde.
Den einzigen Zugabenblock bildeten „Friends And Enemies“, „God & Satan“ (zu welchem die Band das Publikum erneut aufstehen ließ) und „Many Of Horror“. Während Simon Neil sich in seinem, zum Waldthron umgebauten Bürostuhl im Kreis herumdrehte, war den beiden Johnstons die Entzückung über diesen Abend förmlich anzusehen. Zwar war bereits nach neunzig Minuten Feierabend, aber diesen hatte sich die Band (verstärkt durch Mike Vennart an der zweiten Gitarre sowie Richard Ingram am Keyboard) auch redlich verdient, machte sie diesen Abend mit Sicherheit zu einem der Live-Höhepunkte des Jahres!(ODI)