Clara Luzia – „When I Take Your Hand“

claraluzia_When I Take Your Hand_coverMit der bereits neunten Veröffentlichung seit 2006, bringt die Österreicherin Clara Luzia mit „When I Take Your Hand“ die Fortsetzung des Vorgängeralbums „Here´s To Nemesis“ auf den Markt.

Ähnlich vulnerabel und gleichzeitig vor Selbstbewusstsein strotzend, finden sich insgesamt zehn Songs auf „When I Take Your Hand“, wobei kaum einer die 3-Minuten-Marke überschreitet. Fast möchte man dankbar dafür sein, denn so bleibt das Werk bei aller – Eintönigkeit mit sich bringenden – Melancholie und Verträumtheit auch kurzweilig.

Schon beim fiebrigen Opener „On The Streets“ zeigt sich deutlich, in welchem Format sich die Stücke präsentieren. Mit Sprechgesang fordert Luzia den Hörer immer wieder auf, ihr auf einem nächtlichen Streifzug durch eine Metropole zu folgen. Der Straßenlärm und das Stimmengewirr schwingen praktisch in jeder Silbe mit, die Neonlichter blinken quasi vor dem geistigen Auge. Der treibende 4/4 Takt tut sein Übriges. Sehr gelungen.

Die urbane Botschaft vom Leben zu zweit, in irgendeiner Großstadt auf diesem Globus, setzt sich auch während „Bold Move“ mit seiner sporadischen Instrumentation und dem stampfenden Beat fort. „Running Out“ setzt dann einen ersten Höhepunkt. Selten inszeniert Luzia ihre Stimme so passend, selten kann eine Melodie so intensiv berühren.

„Story Of You And Me“ erzählt ganz offensichtlich die viel besungene Geschichte einer Entzweiung. Die Österreicherin pöbelt bissig im Chorus „pressure was high, expectations were high“ und man fragt sich, wieviel Autobiographie hinter den Lyrics steckt.

„When The Streets“ könnte dann erneut die Türe zu einer Chartplatzierung für Luzia öffnen. Dies ist der einzige Song des Albums, welcher sich den Weg direkt ins Ohr bahnt, ohne umständliche Umwege über verhallte, hochtönende Nebenstraßen zu nehmen. Indie-Pop in seiner schönsten Form. Modern und gefällig.

„Earth Born“ und „Survival“ sind dann wieder deutlich zurückhaltender arrangiert und wie meistens verlässt sich die österreichische Songwriterin auf ihre mäandernde Stimme und die psychedelischen Klänge, die eine gezupfte E-Gitarre erzeugt. Das funktioniert hervorragend, denn wenn die letzten Töne von „I Remember You“ das Album beenden, möchte man es gleich noch einmal von vorne hören. Zu viele Fragen bleiben offen. Ich mag das. Sich erst einmal in ein Album als Gesamtwerkt hineinhören und durcharbeiten macht in Zeiten des Schnellhörens und Wegstreamens ja oft den Reiz aus. Und vieles gibt es zu entdecken, auf diesem verträumten, düsteren Werk über das Hin und Her zwischen Ihr und Ihm.

Freunde von The National und Naked Lunch werden Gefallen an „When I Take Your Hand“ finden. Aber auch jene Hörer, die bei einem guten Whiskey am Lagerfeuer sitzen und in Erinnerungen an die erste zerflossene Liebe schwelgen, werden Freude an dem Werk haben.

Ein Longplayer also, der nicht nur als Vorschlag in der wöchentlichen Playlist verblassen sollte!(ODI)