Claudia Koreck im Interview – „Dialekt ist für mich die ehrlichste Ausdrucksform.“

Vor ihrem Konzert am 06. März im Freiheiz München sprachen wir mit Claudia Koreck über bairische Texte, die Entstehung ihres Albums und Musikwettbewerbe.

LifeOnStage.Net: Du singst auf Bairisch und auf Englisch. Was fasziniert dich so sehr am Bairischen?

Claudia Koreck: Mein erstes bairisches Lied habe ich mit 16 Jahren geschrieben. Vorher habe ich auch probiert, auf Englisch zu schreiben. Mit 12 Jahren kann man aber noch nicht so viel Englisch und Bairisch ist etwas ganz Natürliches für mich. Ich bin so aufgewachsen und wenn ich Musik mache, ist es für mich immer wichtiger geworden, mich ausdrücken zu können. Sprache schafft oft Distanz und der Dialekt ist ganz offenbar, das gefällt mir.

LifeOnStage.Net: Es ist auch interessant, dass du in deiner Musik nicht das typisch traditionelle Bairisch reinbringst, das kommt auch sehr gut beim Publikum an. In deiner Musik liegt das, was du sagen willst.

Claudia Koreck: Das ist auch überhaupt nicht mein Ding, damit hab ich auch immer zu kämpfen. Wenn du auf Bairisch singst, bist du sofort in diesen Klischees drin. Die Leute denken sofort an Volksmusik, Wies’n, Dirndl und Lederhosn. Das ist bei meiner Musik gar nicht. Ich bin mit ganz viel amerikanischer Musik groß geworden und das war für mich das, was ich mit Musik verbinde. Dadurch, dass ich keine Amerikanerin bin, ist es auch nicht meine Sprache und ich finde, die Musik, die mich berührt, dass es ehrlich ist. Dialekt ist für mich die ehrlichste Audrucksform.

LifeOnStage.Net: Du sagst, mit amerikanischer Musik bist du groß geworden. Was ist denn deine Lieblingsband- oder Musiker?

Claudia Koreck: Aretha Franklin liebe ich. Viele Blues – und Soul-Sachen, Janis Joplin ebenfalls.

LifeOnStage.Net: Sehr große Künstlerinnen.

Claudia Koreck: Das sind / waren einfach Frauen, die aus dem Bauch heraus singen. Musik muss nicht perfekt klingen, man muss nicht immer jeden Ton treffen, sondern kann es auch einfach mal rausrotzen.

LifeOnStage.Net: Damit hebt man sich auch von den ganzen Klassik-Normen ab.

Claudia Koreck: Ich wollte zum Beispiel auch nie eine Gesangsausbildung machen. Ich kenne ganz viele gute Sängerinnen und dann sind sie in den Gesangsunterricht gegangen und haben auf einmal alle gleich gesungen. Ich finde, dass Gesang etwas ist, das man spüren muss. Klar gibt es bestimmte Techniken, aber ich möchte nicht nachdenken beim Singen. Ich möchte einfach sein und sagen „Wir singen jetzt besonders geil.“ Musik ist kein Sport. In den ganzen Casting- Shows geht’s immer darum, wer besser performen kann. Das hat mit Musik nicht mehr viel zu tun.

_MG_3487LifeOnStage.Net: Das ist die perfekte Überleitung zu unserer nächsten Frage. Du hast 2002 beim Wettbewerb „Treffen Junge Musikszene“ mitgemacht. Inwieweit sind für dich Musikwettbewerbe wichtig und wie haben dich die Wettbewerbe dahin geführt, wo du jetzt bist?

Claudia Koreck: Wettbewerbe an sich finde ich für Musik eher unpassend, denn es gibt so viele unterschiedliche Musikrichtungen.
Der Wettbewerb, bei dem ich da mitgemacht habe, war eine Ausschreibung für junge Songschreiber. Wir waren da 10 Bands und sind nach Berlin eingeladen worden und dort haben wir ganz viele Workshops mitmachen dürfen. Das war kein „Battle“, wir haben ein gemeinsames Konzert gemacht, bei dem ganz viel unterschiedliche Musik dabei war.

Beim Bundesvision Songcontest ist es einfach nur viel Unterhaltung, aber da habe ich mir nicht Gedanken darüber gemacht „Oh Gott, ich bin nur 10. geworden“, denn solche Wettbewerbe haben mit Musik an sich nicht mehr viel zu tun.

Nach der Schule habe ich mich bei der Popakademie beworben, aber ich bin nicht genommen worden. Eben auch wegen des Bairischs und habe nicht der Norm entsprochen. Am meisten lernt man, wenn man auf den verschiedensten Bühnen spielt und Musik selbst macht.

LifeOnStage.Net: Wie ist es dir denn dann lieber: Eher kleinere Konzerte oder vor einem größeren Publikum wie damals bei den Eagles?

Claudia Koreck: Als wir bei den Eagles gespielt haben, sind die Leute ja wegen der Eagles gekommen und nicht wegen uns. Aber wenn zu uns zehntausend Leute kommen würden, würden wir total verrückt werden.

Ich hab jetzt seit 2007 mein erstes Album rausgebracht und ich freue mich, dass jetzt zu den Konzerten so viele Leute kommen. Das ist ein ganz, ganz tolles Kompliment für mich und ich freu mich, dass meine Musik so geschätzt wird.

Wir spielen auch lieber in kleineren Locations. Hauptsache live spielen.

LifeOnStage.Net: Magst du das dann auch lieber, als im Studio zu spielen und alles abzumischen?

Claudia Koreck: Nein, das sind zwei verschiedene Arten, an die Musik ranzugehen. Im Studio entwickelst du die Songs und schaust, wo diese hingehen. Viel bewusster als auf der Bühne. Es sind ganz unterschiedliche Bereiche, die ich beide gern mag.

LifeOnStage.Net: Magst du es lieber, mit Band oder unplugged zu spielen?

Claudia Koreck: Ich habe jetzt schon lange nicht mehr alleine gespielt. Ich finde es zwischendurch schon immer spannend, auch das mal zu machen, aber mir würde auf Dauer etwas fehlen. Ich möchte meine Freude mit jemandem teilen können und würde mich total einsam fühlen, wenn ich alleine auf der Bühne stehen würde.

Wenn man dann hinter die Bühne kommt, ist da jemand und danach geht man noch zusammen was trinken. Ich bin einfach ein Gemeinschafts-Typ.

LifeOnStage.Net: Der Titel des Albums ist ja nicht so gängig.

Ihr wart auf Hawaii und dort ist das Album entstanden. Du hast vor einiger Zeit erwähnt, dass es für dich unheimlich einfach war, dort die Songs zu schreiben. Inwieweit hat Hawaii nun direkt zur Namensfindung beigetragen?

Claudia Koreck: Hawaii war für mich ein Ort der Inspiration. Wenn man an Hawaii denkt, würde man nicht unbedingt die Platte damit in Verbindung bringen, denn es ist keine Hawaii- Platte. Mir ging es hauptsächlich von der Atmosphäre, weil es hier im Alltag etwas schwierig ist. Auch als Mama ist es für mich schwierig, mal abzuschalten. Hier denkt man an so viele Sachen; ich wollte es schaffen, mal an nichts zu denken und das hat Hawaii geschafft.

LifeOnStage.Net: Mit welcher Band würdest du gerne mal auf der Bühne stehen?

Claudia Koreck: Ich finde, dass John Mayer ein toller Künstler ist. Oder auch mit Norah Jones. Mit denen würde ich gerne mal zusammen spielen.

LifeOnStage.Net: Jetzt haben wir ein paar Sätze, die du bitte vervollständigst.
Im Tourkoffer darf nicht fehlen?

Claudia Koreck: Eine Zahnbürste.

LifeOnStage.Net: Ich kann nicht ohne … leben.

Claudia Koreck: Timmy. (Ihr Sohn, Anm. d. Red.)

LifeOnStage.Net: Am liebsten esse ich…

Claudia Koreck: Am liebsten esse ich, mh… Gefüllte Paprika- Schoten mit Fleischpflanzerln.

LifeOnStage.Net: Ich würde gerne mal … treffen.

Claudia Koreck: Aretha Franklin.

LifeOnStage.Net: Das kann ich gar nicht?

Claudia Koreck: Ordentlich sein.

LifeOnStage.Net: Welches Instrument, das du nicht spielst, würdest du gerne können?

Claudia Koreck: Cello würde ich gerne können.

LifeOnStage.Net: Ihr habt euer neues Album rausgebracht und das ist auch schon ein großes Projekt für 2013. Was habt ihr noch geplant für dieses Jahr?

Claudia Koreck: Im Herbst spielen wir eine Unplugged-Tour und werden wahrscheinlich noch eine Platte mit dem Bayrischen Rundfunkorchester aufnehmen.

LifeOnStage.Net: Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg alles Gute!

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