DEICHKIND – Denken Sie groß!

Und da sind sie wieder. Die Hamburger Hip Hopper, Rapper, Electro… Ja, was auch immer. Diesen Mix kennt man einfach und es ist ein unverkennbarer Sound geworden, den Deichkind seit über 15 Jahren kreieren. Spätestens seit „Krawall und Remmidemmi“ kennt man die Deichkinder, die ganz groß sind mit gewaltigen Sprüchen. „Bück dich hoch“, „Leider geil“ oder auch „Befehl von ganz unten“ – ihre Songs und Parolen schlittern schon irgendwie immer am Abgrund des guten Geschmacks vorbei und sind gerade deswegen einfach unentbehrlich für den deutschen Hip Hop-Electro-Dance-Punk-Kauderwelsch, mit dem sich Deichkind eine wahrlich große Fangemeinde herangezüchtet haben.

Was einem vor über zwei Jahren noch mit Neonschrift entgegen geschrieen wurde, ist nun zu einer Kritik an der Ideologie geworden, die uns 2015 in medialen Versalien entsetzt, aufregt und immer wieder entrüstet. „Like mich am Arsch“ sagt damit eigentlich schon alles. Hier wird schmerzfrei ein radikaler Abriss der letzten Jahre gestartet und, ganz im Deichkind-Style, hemmungslos ehrlich, ohne Rücksicht auf Verluste. Der bittere Sarkasmus tut beinahe schon weh, doch sin’ wa ma ehrlich: Das war doch längst schon überfällig.

„Niveau weshalb warum“ sagt eigentlich schon alles. Ist es das? Das Deichkind-Konzept, das nahtlos zu funktionieren scheint oder dürfen sie sich einfach alles erlauben? Da bleibt doch noch die Frage, ob die Kritik, die einem auf diesem Album lautstark und mit aller Macht um die Ohren gepfeffert wird, auch tatsächlich ankommt. Oder werden es wieder die Neonfarben liebenden Hipster sein, die eben nochmal einen durchziehen und eigentlich nur „Hauptsache Bro sein“ wollen?

Doch lasst doch mal dankbar sein. Dankbar für die Ehrlichkeit, die uns hier entgegenkommt wie die Flutwelle, nach einer langen Ebbe, die im Fall Deichkind eine gefühlte Ewigkeit angedauert hat. Die Welt ist fertig, allerdings. Doch solange Deichkind noch nicht ihre letzte Show spielen, ist wohl alles noch ein bisschen gut. Geider leil! (A.K.)