Politik hat Groove: Dendemann in der Tonhalle München

DendemannKaum ein anderes Genre hat so viele Höhen und Tiefen durchlaufen, beherbergt so viele unterschiedliche Akteure und hat polarisierende Stellvertreter wie der Hip Hop – wie der deutsche Hip Hop vor allem. In den 1990er Jahren kam man nicht vorbei an schicken Reimen, die durchdacht waren, die vom Leben erzählten und unverblümt waren.
Danach gab es eine sehr traurige Entwicklung hin zu dem, was heute diejenigen feiern, die stumpf der irgendwelchen selbsternannten Influencerinnen hinterherrennen. Umso schöner ist es dann, wenn man sieht, dass gerade diese unglaublich begabten Hip Hopper wie Dendemann wieder mehr und mehr Gehör finden.

So auch beim Konzert in der TonHalle in München, bei dem Dölle den Anfang machte. Ein kleiner Diss in Richtung K.I.Z. brachte kurze Buh-Rufe ein, danach konnte er die Stimmung durchaus mit seinen feinsinnigen Texten anheizen.

Als Dendemann auf die Bühne kam, hätte der Jubel in der ausverkauften Halle nicht größer sein können. Wenn diese Zeit gerade etwas braucht, dann Künstler wie ihn, der die Tatsachen anspricht, kein Blatt vor den Mund nimmt und musikalisch reizvoll einen genialen Brückenschlag hinbekommt. Ein Brückenschlag, der an die 90er erinnert, der den deutschen Hip Hop wieder auferstehen lässt, glorreich, aber ohne Schnickschnack oder gar mit zu viel Pomp. Schnodderig, frei Schnauze und genauso, wie man ihn in Erinnerung hat.

„Vom Vintage verweht“ ist wieder da. Dendemann hat seine eigene Geschichte geschrieben und mit ihm sein begeistertes Publikum. Hut ab!(A.E.)

Fotos Dendemann