DIE ORSONS – Von Pink bis Rosa

Die OrsonsDie Orsons stellen eine der Rap-Crews dar, die dafür bekannt sind, dem kruden Image diverser Genre-Komplizen von Beginn an ihrer Karriere abgeschworen zu haben. Unter Baseballcappies versteckte, böse dreinblickende MC´s, die frauenfeindlich maskulin herumschwören und andere Kollegen dissen, findet man bei den Orsons nicht. Viel mehr feiert hier das Hawaiihemd und die Pudelmütze eine Renaissance und auch die Lyrics sind weniger im bierernsten Ghettoduktus als viel mehr in ironischen Untertönen verfasst.

Die Veranstaltung wurde im Vorfeld als ausverkauft bekanntgegeben, warum an der Abendkasse aber dann doch noch Tickets zu haben waren, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Wie auch immer, die Stimmung im Saal war prächtig und bis ins hintere Drittel war das Parkett auch richtig gut gefüllt. Zum Intro wurde eine übergroße Plastikkrabbe mit Luft aufgeblasen, DJ und Schlagzeuger (!) schlenderten schon einmal gemütlich auf die Bühne. Mit einem Paukenschlag trat der Rest der Truppe in Erscheinung, wedelte die Mikros und ließ das recht junge Publikum fleißig an der Performance mitwirken. Es wurde mitgesungen (bzw. gesprochen), die Arme wurden geschwenkt und gehüpft wurde sowieso. Das Licht wechselte von dramatisch rot bis hin zu Regenbogen-70er-Disko-Beleuchtung. Generell ist man bei den Orsons nicht farbenblind und es darf auch mal in Pink und Rosa gerappt werden.

Letztlich leidet die musikalische Finesse etwas unter der sehr agilen Bühnenpräsenz und der oft nicht vor Ideenreichtum sprudelnden Loops und Beats. So erreichten die Orsons leider nicht die Qualität der Altvorderen wie den Fanta 4 oder Fettes Brot. Dennoch – es war ein erfrischendes Set und das Publikum ließ sich bis zur letzten Minute mitreißen. Auf genügend großen Festivals durfte sich die Crew ihre Hörner aber auch schon abstoßen und so kontrollierte die Band das Geschehen vor und auf der Bühne durchgehend.

Negativ fiel da lediglich der Versuch Maeckes auf, sich als Singer Songwriter mit gefühlvoll gezupfter Gitarre zu profilieren. Das passte weder zur Dramaturgie des Sets, als auch zu seinen Skillz am Instrument. Ansonsten waren aber keine Ausfälle zu verzeichnen und ein stimmungsvoller Abend in einer extrem gut gefüllten Location mit einer mehr als sympathischen Combo darf in die Annalen der besseren Konzerte anno 2019 eingehen. (ODI)