Ein Besuch bei “The Voice of Germany”

Heute Abend ist es wieder soweit. „The Voice of Germany“ (Pro7/SAT1) geht in die nächste Runde. Die Coaches sind in diesem Jahr Stefanie Kloß, Samu Haber, Smudo und Michi Beck und Rea Garvey.

Wir sehen solche Casting-Shows eigentlich eher skeptisch. Oft für die Kandidaten nur ein kurzer Hype, Verträge, denen keiner unter normalen Umständen zustimmen würde, oft werden die Kandidaten bloßgestellt und verschwinden nach ihrem kurzen Auftritt dann doch entweder in der Masse oder widmen sich wieder ihrem eigenen Leben. Dazu kommt auch noch, dass die Werbeindustrie diese Sendeformate für sich besonders ins Herz geschlossen hat, sodass der geneigte Zuseher mehr Werbung, als die eigentliche Sendung zu sehen bekommt.

Unterm Strich also Skepsis. Umso überraschter waren wir, als wir im März eine Zusage bekam, für ein paar Stunden das Scouting in München journalistisch begleiten zu dürfen. Zugesagt wurde, dass wir uns frei bewegen dürfen. Einzige Ausnahme: In den Räumlichkeiten des Vorsingens gibt es keinen Zutritt – vollkommen verständlich und akzeptabel. Wer möchte das schon, dass beim ersten Vorsingen noch jemand zusätzlich mit der Kamera dabei ist.
The Voice of Germany
Ende März stand ich also an besagtem Hotel und war schon am Eingang überrascht, wie ruhig es hier zugeht. Keine kreischenden, weinenden oder gerade von einem Zusammenbruch gezeichnete Menschen. Am Check-in stand eine lange Schlange geduldig wartender Kandidaten mit oder ohne Begleitung.

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Nach der Registrierung, nach Auskunft einiger Mitarbeiter des Teams können das schon mal einige Hundert pro Tag sein, geht es in die Aufenthaltsbereiche.
In den Jurys selbst sitzen Vertreter von Musiklabels, Musiker und Journalisten. Jeder hat nur eine Stimme. Es gibt zwei Durchgänge, sodass am Ende nur eine kleine Anzahl von Kandidaten übrig bleibt.

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In den Aufenthaltsbereichen geht es sehr ruhig zu. Viele der Kandidaten sind in sich gekehrt, andere doch sichtlich aufgeregt. Ich wollte natürlich wissen: Wer sind die Kandidaten? Woher kommen sie und was bewegt jemanden, sich bei einem solchen Casting vorzustellen?
Da sind auf der einen Seite zwei Kumpels aus Passau, die wegen einer Wette hier sind. Beide locker und entspannt. Einer der beiden spielt in einer Band. Zwei junge Mädchen aus Nürnberg, gerade mal 17 Jahre, keine Bühnen- oder Singerfahrung. Sie wollen einfach nur wissen, ob sie einer solchen Herausforderung gewachsen sind, sind gespannt auf das Urteil der Jury und sichtlich aufgeregt.
Eine junge Frau ist extra aus Wien angereist. Sie hat bereits reichlich Erfahrung in verschiedenen Bands gesammelt. Sie sieht das Casting sehr entspannt, will quasi testen, wie sie von der Jury eingeschätzt wird und ist gerade von dem Format “The Voice of Germany” überzeugt, da es ihrer Meinung nach wirklich um das Können der Talente geht.
Ein Mann aus Cham, spielt schon seit 15 Jahren Gitarre, schreibt eigene Songs und eine junge Frau aus Würzburg, die Musik auf Lehramt studiert und deren Familie einen musikalischen Hintergrund hat, sind die beiden letzten, mit denen ich mich unterhalte.
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Alle, egal in welchem Alter, machen auf mich den Eindruck, dass sie wegen ihres musikalischen Könnens hier sind. Keiner hat auf mich, im Gegensatz zu manch anderen Casting-Shows, den Eindruck gemacht, er wäre hier, um am Ende der große Star zu werden.

Es ist nur ein kleiner Ausschnitt aus der “The Voice of Germany“- Welt, der keinesfalls repräsentativ ist, mich aber ein wenig davon überzeugen konnte, dass es zumindest bei der Auswahl der Talente einzig und allein, um musikalisches Talent geht, keiner vorgeführt oder nur nach Äußerlichkeiten bewertet wird.

Heute Abend beginnt die erst Show mit neuen Coaches. Es wird wieder Sieger und Verlierer geben. Es wird wieder eine von überdurchschnittlich viel mit Werbung durchsetzte Sendung geben. Es wird wieder eine Werbeplattform für die Coaches sein, so nett sie auch sein mögen. Und am Ende wird es einen Sieger geben, der hoffentlich weiß, worauf er sich eingelassen hat. Oder auch Sieger, die ihr Talent weiterhin nutzen und andere Plattformen wählen, um weiterhin ihren großen Traum zu leben.(J.K.)