Eine Sängerin auf der Suche nach dem Glück: Florence + the Machine veröffentlicht neues Album „High As Hope“

Florence + the Machine High As Hope CoverIhre Karriere ist wie aus dem Bilderbuch: Vor elf Jahren gründete sich die Band Florence + the Machine, ein Jahr später ging das erste Studioalbum „Lungs“ um die Welt und Songs wie „You Got The Love“ oder „Shake It Out“ wurden zu unvergesslichen Hits. Nun meldet sich die britische Sängerin Florence Welch mit einem Werk zurück, welches persönlicher nicht sein könnte. Sie singt von ihrer Magersucht, ihrer Verletzlichkeit und Schwäche. Es ist, als würde man ein Tagebuch auf den intimsten Seiten aufschlagen. Mit kraftvollen, orchestralen und vor allem pathetischen Phrasen gespickt, zeigt sich die Sängerin von einer Seite, die man lange vermutet, aber nie zu hören bekommen hat. Ihre engelsgleiche Stimme verleiht jedem Song eine Intensität, die Gänsehaut verursacht.
Auf „High As Hope“ legt Florence Welch einen Seelenstriptease par excellence hin, lässt alle Hüllen fallen und zeigt den Privatmensch hinter der Figur, die sie all die Jahre auf der Bühne gespielt hat.

Zuweilen kraftvoll und hymnisch, dann wieder zart, zitternd und beinahe zögerlich schwebt ihre Stimme über den breiten Klangteppichen, die so typisch für den Sound der Band sind. Man hört einer Verwandlung zu, die vom 17-jährigen Ich zu einer erwachsenen Frau wird, die gelernt hat, was Glück zu sein scheint: Nämlich nicht mehr die großen Momente, sondern die kleinen Dinge, die zwischen diesen liegen. Schonungslos und offen zeigt Welch bei ihrem vierten Album auf, was wirklich von Bedeutung ist: “Take me down, I’m too tired now / Leave me where I lie.“ Es ist das Eingeständnis der Schwäche, welches sich in dem Moment der Offenbarung in eine Stärke umwandelt, welche entwaffnend ist. Nein, sie ist nicht depressiv, sondern radikal realistisch und verpackt diese Erkenntnis in die tragenden und monumentalen Klänge, deren Melancholie man sich nur schwer entziehen kann.

Es ist ein Album, das eigentlich in den Herbst gehört. In einen Herbst mit Regentagen, Nebel und Blättern, die sich im Takt der Musik bewegen. Vielleicht weint man ein bisschen. Weil es so schön ist – und man es kaum erwarten kann, diese inspirierende Sängerin wieder live zu erleben.(A.E.)

 

FLORENCE + THE MACHINE live @Melt! Festival am 13. Juli 2018