STEEL PANTHER – Heavy Metal Comedy

Steel Panther live im Backstage München

Das Backstage wurde dieser Tage an zwei aufeinander folgenden Abenden mit recht merkwürdig in Erscheinung tretenden Personen bevölkert. So zwängten sich Männer in hautenge Spandexhosen mit Leopardenmuster, setzten toupierte Perücken auf und schlüpften in übertrieben bunte Tattoosleeves. Man merkte bald, dass es sich nicht um ein gewöhnliches, ausverkauftes Konzert handeln würde, als man die Szenerie zum ersten Streich betrat.

Als Einheizerin wurde die britische Hardrock Band Wayward Sons ins Rennen geschickt und die (älteren) Jungs machten ihren Job brutal gut. Das hatte man nicht jederzeit erwarten dürfen, denn zunächst glaubte man den Bassisten als Auftragskiller aus einem fiesen Scorcese-Mafiafilm aus den 70ern zu kennen. Indes überzeugte der kleine Bursche aber mit einem fulminanten Habitus, indem er keine bewährte Rockerpose ausließ und einen großen Anteil an der Energie auf der Bühne hatte. Ein, zwei Mal stockte einem der Atem, als der Frontmann benommen zur Wasserflasche griff, nur um beschwichtigend die Hände zu heben und ein „I´m okay“ auf den Lippen zu haben. Das Publikum feierte geschlossen zum handfesten Gitarrensound des Quintetts, welches man sich durchaus auch im Rahmen einer eigenen Headlinershow mal gönnen darf.

Zu den Klängen einer zeternd knurrenden Raubkatze traten später die Alter Egos Lexxi Foxx, Michael Starr, Satchel und Stix Zadina in Erscheinung. Gehüllt waren auch diese in viel zu eng sitzende Klamotten, besetzt mit Nieten und die trainierten Arme ragten dabei aus abgeschnittenen T-Shirts. Während Bassist und angebliche Trans Gender-Gallionsfigur Foxx, in einer Tour den Handspiegel zückte und sein Make Up aufbesserte, ätzten Sänger Starr und Gitarrist Satchel derbe Wortgefechte hin und her. Thematisch ging es dabei ausschließlich um zwei Dinge: angebliche Sexualvorlieben der Bandmitglieder und das Inhalieren von Kokain. Man muss schon arg verklemmt sein, deshalb die Gleichstellungsbeauftrage zu rufen.

Der superprollige Humor überstieg zwar zu keiner Sekunde das Niveau eines platten Seth  Rogen-Gags, war aber gespickt von Selbstironie („make some noise for me“) und klarer Inszenierung. Umso erschreckender war es, dass eine beträchtliche Zahl an weiblichen Konzertbesucherinnen, die derben, sexistischen Anzüglichkeiten für bare Münze nahmen und – einmal auf der Bühne angekommen – ihre Brüste hervorholten und den Bandmitgliedern gegenüber übergriffig wurden. Bis zur Hälfte des Sets war auch alles in Ordnung und man hatte seinen Spaß mit der zur einen Hälfte musikalischen und zur anderen Hälfte schauspielerischen Komödie. Bei allem Drum und Dran darf aber nicht vergessen werden, dass Steel Panther aus höchst talentierten Musikern mit echtem Können bestehen, die eben nicht nur eine miese Spinal Tap-Kopie darstellen. Stattdessen verkauften sich die Kalifornier aber im Verlauf des Abends immer mehr unter Wert.

Leider rückte der musikalische Anteil der Performance in den Hintergrund, als Mädels am laufenden Band aus dem Publikum auf die Bühne gebeten und ihnen auf einem Hocker sitzend unter Anwendung obszöner Gesten irgendwelche Songs vorgespielt wurden bzw. dringlicher Oral- und Faustverkehr gefordert wurde.  Dieser Teil der Show steigerte sich in ein halbstündiges Herumalbern, was dann doch jenseits jeglichen Geschmacks war. Es war halt äußerst US-amerikanisch: immer noch ein wenig extremer, noch epischer, noch übertriebender. Für den Moment mag es ganz lustig gewesen sein, einem normalen Konzertgänger konnte dies aber durchaus auf den Magen schlagen. Schade drum.

Fazit: starker Anfang, mieser Mittelteil, gutes Finale, mittelprächtiger Unterhaltungswert… (ODI)