Freya Ridings – Perfektiotonie oder Monotion

Freya Ridings live in der Muffathalle München

Die perfekte Monotonie oder die monotone Perfektion

Der heutige Konzertabend beginnt mit einem ganz wundervollen Support, den Freya Ridings ihrem Publikum präsentiert: Sein Name ist Jack Cullen, er begeistert neben seiner Acoustic-Gitarre mit einem wunderbar vollen Stimmvolumen, das er in seinem serien-soundtrack-tauglichen Gesang und den beruhigenden und harmonischen Melodien komplett ausspielt und lässt dabei nicht nur an eine ganz große Stimme der Musikwelt denken (der Name dieser Person will mir einfach nicht einfallen, aber schaut euch Videos von ihm an und ihr wisst, was ich meine…), sondern auch an eine ganz große Karriere, die ihm bevorstehen könnte und deren Anfang er vielleicht dank Freya gerade erlebt. Jack singt, spielt Gitarre und taucht die Location in eine verwunschen-träumerische Atmosphäre. Genau die Stimmung, in die sich unser heutiger Haupt-Act dann hinein begibt.

Freya Ridings. Schon ihr Name erinnert an das Prinzip einer Onomatopoesie: Klingt er doch kraftvoll, leidenschaftlich, liebevoll und verletzlich – ganz das, was Freya an diesem Abend auf der Bühne der Muffathalle präsentiert. So kraftvoll sich der Name in seiner Aussprache gibt, so kraftvoll ist mindestens auch ihre Bühnenshow. Freya Ridings befindet sich mit Gitarren- und orchestraler Unterstützung im optischen und akustischen Mittelpunkt der Bühne zusammen mit und hinter ihrem Flügel. Bei einer Ansprache zeigt sie echte Ergriffenheit und Niedergeschlagenheit, aber auch Freude und Dankbarkeit über die Tour, das geschätzte Münchner Publikum, ihr neues Album und die Möglichkeiten, die ihr das Musikmachen geschenkt hat. Die Songs ihres neuen Albums erzählen Freyas persönliche Geschichten und Emotionen und so zeigt sie sich dann auch vollkommen authentisch und vor allem verletzlich: Es überkommt einen das Bedürfnis, sie trösten und ihr zuhören zu wollen; stattdessen lauscht man andächtig ihren perfekten Notenabfolgen in Musik und Gesang und ihren meist traurigen, aber liebevollen, selten auch lebensleichten Lyrics.

Über dem Publikum der Muffathalle hängt ein Schleier der Andächtigkeit und des Mitgefühls – so als würde Freya jedem einzelnen Zuhörer aus der Seele sprechen. Stimme und Musik werden den hohen Erwartungen vollkommen gerecht: Sie beherrscht ihr Stimmorgan, den Flügel und die Gitarre perfekt und die Band unterstützt sie dabei auf beste Weise. Die Bühneninszenierung schwankt dabei zwischen Trauerbeflaggung und sakralem Tempel; auf sowas muss man schon gefasst sein, denn wer sich von Freya einen ausgelassenen und fröhlichen Konzertabend erwartet, ist hier fehl am Platz. Die eingefleischten Fans aber sind sich dessen durchaus bewusst und so enttäuscht sie mit ihrer Show keinesfalls irgendwelche Erwartungen. Allerdings dürfte sie in ihrem jungen Alter und mit diesem Ausnahmetalent gerne hin und wieder mehr Lebensfreude verströmen und auch in ihren perfekt arrangierten Songs zur Schau tragen.

Schade ist, dass sich Freya ein wenig hinter ihrem Flügel verschanzt, was dem Konzert aber gleichermaßen einen klassischen Hauch mit Pop-Untermalung verleiht und ihrem Stil zusteht. Und auch als sie sich ans Mikrofon am Bühnenrand wagt, umgibt sie ein Schimmer von würdevoller Distanz, der aber ihre gottgleiche Erscheinung ausmacht und ihr daher nicht verübelt werden darf. Der fünfte Song Castles ist vollkommen; das Publikum ersetzt den Acapella-Part perfekt und macht den Song so zu einem vollendeten Soundanlagen-Erlebnis.

Nach einer kurzen Pause setzt ihre vielfach prämierte Hymne Lost Without You ein, die sie mit einigen gefühlvollen, erklärenden Worten und einem Dank an das Publikum einleitet. Hierin entwickelt sich der einzige Moment des Abends, in dem auch das Publikum deutliche Gefühle zum Ausdruck bringt und ihn so als Gänsehaut-Moment heraushebt. Die Fülle an Gefühl in Wort, Gesang und musikalischer Untermalung im Song sind erhebend und erfüllen gleichzeitig mit tiefer Traurigkeit. Freya singt ihren Vorzeige-Song ohne einen einzigen Makel. Dabei fehlt jedoch der ersehnte Konzert-Effekt der vollkommenen Ausgelassenheit und Leichtigkeit.

Unterdessen überkommt einen allmählich das Gefühl, dass all diese perfekte Vollkommenheit eine Monotonie entwickelt – die Perfektiotonie. Die musikalische Abwechslung, die man für gewöhnlich von einem Konzertabend erwarten darf, bleibt trotz der vollen Anerkennung und Bewunderung für ihre Show und Leistung leider völlig aus.(S.N.)

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