Here’s to Nemesis – Clara Luzias neues Album lässt Herzen höher schlagen 

Here's to Nemesis_coverLange war es still um die österreichische Sängerin Clara Luzia, doch jetzt hat sie sich mit einem neuen Album zurückgemeldet und dieses lässt sich wirklich sehen.

Nemesis. Dieser Begriff ist intellektuell, diesen Begriff assoziieren wir mit griechischen Mythen und dem gerechten Zorn. Gleich der erste Song hat etwas von einem ungeschliffenen Diamanten, etwas roh, die Gitarre ist nicht ganz gemastert, möchte man meinen, und es klingt alles sehr nach der echten Musik der 70er und 80er Jahre. Ab und an blitzt die bittere Melancholie von Portishead auf, eben jener Band, die man am besten im Herbst hört, wenn die Blätter anfangen, ihren sonnigen,  angestammten Platz zu verlassen und der Nebel die Schritte am Abend dämpft.

Here’s to Nemesis zeugt von Reife und ist im Gegensatz zum letzten Album weniger anklagend, weniger feministisch, weniger schneidend. Man kann sich gut vorstellen, diese Musik in einer Bar zu hören, wenn das Weinglas unaufgefordert nachgefüllt wird. Oder bei einer angeregten Konversation über Literatur. Oder auch auf einem Festival, dessen Nächte niemals enden wollen. Ja, man könnte diesem Album also eine gewisse Omnipotenz attestieren, was jedoch zu einfach wäre. So sehr sich die Songs auch ähneln, folgen sie doch einem roten Faden und wirken präszise platziert und keineswegs lapidar. Sie drücken in ihren Lyrics nämlich genau das aus, was uns alle in dieser Zeit so sehr bewegt: “Frowned upon / it moves me like a clown / to see we’re going down / (with a heavy heart / a smile upon my face)“ – denn genau das drückt aus, was gesellschaftlich und kulturell erwartet wird. Und schaffen wir es nicht jeden Tag auf’s Neue, uns ein bisschen genauso zu geben?

„Wounds and Scars“ fängt merkwürdige bekannt an und man kommt nicht umhin, an Nancy Sinatras Stiefel zu denken, die eines Tages über einen laufen werden. Zufall? Wohl eher nicht, denn es klingt nicht nach dem verzweifelten Versuch, so zu sein wie eine Größe, sondern findet sich zurecht und auch einen eigenen Sound. Hier weiß man nicht, ob der Song ironisch gemeint ist oder ob diese Traurigkeit und merkwürdige Ergriffenheit ernst gemeint sind.

Wer Gute-Laune-Songs erwartet, ist mit diesem Album schlecht beraten. Aber wer Wert auf tiefgründige Songtexte, ergreifende und eingängige, im Ohr bleibende Melodien hat mit diesem Album alles richtig gemacht.

Genauso wie Clara Luzia, welche auf positive Art und Weise noch erwachsener geworden ist, als sie es sowieso schon war.(A.E.)