Home of Black Metal zu Besuch in München: Satyricon am Sonntagabend im Backstage

München, 10.12.13.  Bereits die Warteschlange am Eingang vor der Backstage-Halle ließ erahnen, dass am zweiten Advent eine Band mit besonderer Begeisterung erwartet wurde. Dicht gedrängelt hatten manche die Hoffnung noch nicht aufgegeben, mit etwas Glück doch noch ein Ticket für die bereits restlos ausverkaufte Show der norwegischen Band Satyricon zu ergattern.

Die 1995 gegründete Opener-Band Chthonic aus Taiwan waren sicherlich für manchen eine Überraschung. Um 20.30 Uhr startete das Quintett in medias res und bereits nach dem zweiten Song begannen die Ersten im Publikum, wenn auch erst zögerlich, die Matten zu schwingen.

Ein besonderer Blickfang war sicherlich das Spiel des Sängers auf der Erhu, einer zweisaitigen Geige, die ab und zu eingesetzt wurde. Der Sound von Chthonic gestaltete sich als eingängig symphonisch-melodisch, unterstützt durch eine treibende Double Bass. Die Kombination orientalischerer Klänge und pentatonischen Skalen gepaart mit Texten in Mandarin wirkte aufregend, etwas exotisch und fand durchgehend Anklang beim Publikum. Tatsächlich waren die Fünf nicht allein auf der Bühne, sondern hatten die „souls of [their] ancestors“ dabei, die Seelen ihrer verstorbenen Ahnen, die sie auf ihrer Tour begleiten und bestimmt nicht ganz unschuldig daran waren, dass der Sound so schön kräftig und voll war.

Nach dem energiegeladenen Gig folgte eine fast dreiviertelstündige Pause, in der sich das Genick vom Bangen wieder erholen konnte und mit der Satyricon die Spannung auf ihre Show steigerte. Jeder eingefleischte Satyricon-Fan mochte sich nun vor Ungeduld kaum noch halten – in Erwartung der Dinge. Nach einem kurzen Soundcheck folgte eine mysteriöse Wartezeit, bis Satyricon endlich die Bühne betraten.

Als letzter der Musiker trat der charismatische Frontmann Satyr auf den Plan. Souverän zog er die Menge in seinen Bann – ein Blick, eine Geste und das Publikum johlte und tobte. Nach einem fulminanten Start auf Norwegisch stimmten Satyricon Now, Diabolical und Black Crow on A Tombstone an, welche das Münchner Publikum gleich an den ersten Takten erkannte – entfesselt wurde mitgemoscht und mitgegrölt. Aber auch Songs wie Our world, it rumbles tonight vom 2013 erschienen Album Satyricon wurden begeistert aufgenommen. Insgesamt spielten Satyricon ein ausgiebiges, abwechslungsreiches Set. Musikalisch wurde für alle Anwesenden etwas geboten: Neckbreaker wie Storm (of the destroyer), zu denen man ordentlich die Matte schwingen konnte, atmosphärischere, ruhigere Songs wie beispielsweise The Infinity of time and space der quasi einen Moment des Geschichtenerzählens enthält, aber auch rohere Songs wie To the Mountains, wo Satyr sogar selbst zur Axt griff und grimmige Riffs schrammelte.

Spätestens nach dem sechsten Song hatten Satyricon alle Sympathien auf ihrer Seite: Satyr sprach über die thrashlastigere Anfangsphase der Band in den 1990ern und bekundete offen seine Vorliebe zum deutschen Thrash.

Die Halle war bis in den letzten Winkel brechend voll, es war heiß, eng aber friedlich. Schade war lediglich, dass der Sound im hinteren Teil der Halle etwas an Dynamik eingebüßt hatte und etwas dumpf und double-bass-lastig erschien.

Auch an diesem Abend wurde deutlich: Sowohl bei Chthonic als auch bei Satyricon flossen Texte in Muttersprache ein, was aber der Stimmung und dem allgemeinen Verständnis keinen Abbruch tat, im Gegenteil. Es wurde deutlich, wie mächtig und universal, wie verbindend die Sprache der Musik sein kann, indem sie nationale Sprachbarrieren einfach überwindet.

Satyricon hatten sich zum Ziel gesetzt, dem Publikum im Backstage den besten Abend in 2013 zu bescheren – und dies war laut Satyr nur möglich durch wechselseitige Inspiration und eigene Partizipation vonseiten der Zuschauer. Und man sollte an dieser Stelle betonen: Das Münchner Publikum war heiß und in Bestform.

Es wurde viel mitgesungen, viel geheadbangt und Satyricon gab schlussendlich sogar, neben einer langen Lobrede auf das Publikum, drei Zugaben zum Besten. Für den Einen oder Anderen wird dieser 8. Dezember daher tatsächlich der beste Metal-Abend in 2013 gewesen sein.(NoLe)

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