In der Nicht-Perfektion liegt die Perfektion – Wallis Bird am 24.01.2013 im Feierwerk München

München, 25.01.13.  Cello, Gitarre, Schlagzeug, Geige und insgesamt sehr experimentierfreudig trat die Band David Lemaitre als Support für Wallis Bird auf. Die Berliner Formation traute sich an verschiedene Klänge heran – da wurden Flaschen als Klangkörper benutzt und Plastikfolie zerknittert, um das Rauschen des Wassers darzustellen. Mit elektronischem Rock-Pop überzeugten sie auf der Bühne. Freuen wir uns auf das Album, welches im April diesen Jahres erscheint.

Und dann kam Wallis. Wallis, die vielleicht kleine und etwas unscheinbare Irin mit den rot-blonden Haaren, dem bühnen-unkonventionellen Outfit (Leggins, Stiefel, schwarzer Rock und Shirt) und ihrer Gitarre, die sie ja auch irgendwie anders herum hält.

Sie kam nicht auf die Bühne, sie sprang herum. „Hallo München! Ich bin scheisse froh, hier auf die Bühne stehen zu dürfen!“ Ja, sie kann Deutsch und wenn ihr mal ein Wort nicht einfällt, ersetzt sie es geschwind durch ein englisches oder flucht auch mal ganz kräftig herum.

Ihre Band stellte sie gleich zu Anfang vor und als sie anfing zu singen, traute der ein oder andere seinen Ohren nicht. Kein Singer-Songwriter-Gehauche, keine ölige Pop-Performance, nein. Wallis’ Stimme hat Reife, Aussagekraft und Sympathie. Mit ihren Texten weiß sie Geschichten zu erzählen, die authentisch sind und davon handeln, dass es vielleicht gar nicht schlecht ist, wenn man nicht mehr mit dem Partner zusammen ist, „weil wir wussten beide, dass wir really were in love for each other, aber wir wollen nischt mehr mit die anderen sein.“ Ganz einfach, ganz unverfälscht.

Die 30-jährige Sängerin, die die Bühne nicht nur mit der Gitarre und ihrem Gesang rockt, überzeugte zusätzlich auch noch als Schlagzeugerin. „Wie geht’s eusch heute? Na, Alter? Geht’s eusch gut? Richtig gut oder eher scheisse?“ Die Lacher hatte sie definitiv immer auf ihrer Seite.

Ihre Stimme erinnert an jemanden, der zu viel Whiskey getrunken und zu viele Zigaretten geraucht hat. Doch leider wird man ihr damit nicht gerecht. Denn sie kann auch leise, ruhig, bestimmt und unheimlich emotional.

Diese Bandbreite stellte sie bei ihrem Auftritt unter Beweis, denn Songs wie „Encore“ beinhalten diese Ernsthaftigkeit, welche Wallis Bird dennoch mit unglaublicher Leichtigkeit zu vermitteln mag.

Anders die Songs wie „LaLaLand“, bei denen sie auf der Bühne herumsprang, als ob es nie etwas Anderes in ihrem Leben gegeben hätte – an diesem Abend lebte die fröhliche Irin die Musik und animierte ihr Publikum, dies ebenfalls zu tun.

Ein gelungenes Konzert, welches Wallis immer wieder mit kleinen Anekdoten aufzulockern wusste – und das ganz nebenbei, während sie ihren Fans ein Konzert lieferte, das nicht gewöhnlich, durchgestylt oder unnatürlich war. Auch, wenn die Gitarre am Anfang noch nicht ganz gestimmt war, ließ sie sich dadurch nicht beirren, sondern lieferte eine fantastische Show. Wir sagen: Mehr davon und warten gespannt auf ein weiteres Album der Ausnahmekünstlerin.(A.E.)

Fotos Wallis Bird

Fotos David Lemaitre