JACK WHITE – Der dritte Mann als großer Performer

jack white
Foto: david james-swanson

Gemessen an dem enormen, kreativen Output den Jack White besitzt, ist es umso verwunderlicher, dass sich der 43jährige vier Jahre Zeit gelassen hat, um den Nachfolger seines brillanten Albums „Lazaretto“ zu veröffentlichen. Gespannt durfte man heute also auf die neuen Songs vom aktuellen Longplayer „Boarding House Reach“ warten.

Das Zenith war ausverkauft und die Stimmung bestens. Zumindest bis der Support-Act Gewalt auf die Bühne trat. Das Berliner Trio um Patrick Wagner erntete für seinen Lo-Fi-Industrial-Punk nur sporadischen Applaus. Ob man sich mehr erhofft hatte, ist aber fraglich. Allein ein Blick auf die Facebookseite der Band verrät, dass man sich der Wirkung der eigenen – nun ja – Musik, durchaus bewusst ist. So werden die Eröffnungsshows im Rahmen der Jack White-Tour wie folgt angepriesen: „Gewalt ist nicht aus Viel gemacht und nicht für Viele“. Die Inhalte der, von Drumloops umschmeichelten Schulhofprosa war jedenfalls nur schwer verdaulich.

Zu Whites Performance war die Bühne dann stetig in blaues Licht gehüllt und nach einem sehr intensiven Instrumentalintro, legte der Mann aus Detroit zusammen mit seiner vorzüglichen Begleitband (allen voran die super dynamische Drummerin Carla Azar) mit „Over And Over And Over“ richtig los. Selbst mit dem anfänglich recht verhallten, schwammigen Sound (welcher jedem Zenith-Konzertgänger bestens bekannt sein dürfte) konnte White wunderbar umgehen und spätestens zu „Dead Leaves And The Dirty Ground“ war das Konzert nicht nur optisch sondern auch klanglich ein Genuss. Die Setlist offenbarte sich als kleine Werkschau aus White´s verschiedenen Bands The White Stripes, The Dead Weather und natürlich auch The Raconteurs. Besonders gelungen steuerte der Zugabenblock, beginnend mit „Steady As She Goes“ über „Connected By Love“, hin zum weltweit beliebtesten Fußball-Fangesang „Seven Nation Army“. Das Zenith tobte, Jack White ging ab wie Schmitz Katze und so manchem Konzertbesucher war die Wehmut darüber anzusehen, dass er keine Kurzclips per Handyvideo drehen konnte.

Die Mobiltelefone wurden für den heutigen Anlass nämlich auf Wunsch des Künstlers in giftgrüne Säckchen gepackt, welche wiederum bis zum Showende versiegelt wurden. Sehr gute Sache. Nicht allein in diesem Zusammenhang darf Jack White als einflussreicher Musiker verstanden werden.(ODI)