Kovacs im Interview – Meine Musik hat eine Seele und ist ehrlich

Wir trafen die niederländische Sängerin Sharon Kovacs im Mai in Berlin zum Interview. Sie redet über ihr Album Shades of Black, Gefühle in der Musik und was sie ihrem Publikum mit ihrer Musik gerne mitgeben möchte.

Lass uns über dein aktuelles Album Shades of Black reden. Wie hast du die Schaffensphase wahrgenommen, besonders in Bezug auf das Songschreiben?

Es war sehr natürlich. Jeder Song hat sich anders angefühlt und ich habe jeden einzelnen auch differenziert wahrgenommen.

Du hast einmal gesagt, dass es nicht nur eine Liebe, sondern mehrere Lieben gibt. Wie meinst du, kommt so etwas?

Menschen kommen und gehen im Leben. Auch Liebhaber – ich denke, man muss zunächst Liebhaber ausprobieren, die man nicht haben will, damit man weiß, was man will.

Darauf bezogen, kannst du das auch auf generelle Entscheidungen übertragen?

Ich muss es immer erstmal ausprobieren, bevor ich weiß, was ich will. Natürlich nicht in allen Belangen, aber meistens muss ich mich selbst ausprobieren.

Inwieweit kannst du dein privates Leben von deinem Musikleben trennen?

Ich kombiniere beide Parts. Ich schaue immer noch, wie ich damit klar komme und wie ich es für mich regele. Es sind beide Parts sehr wichtig für mich.

Wann war der entscheidende Punkt, der dich zur Musik gebracht hat?

Ich denke, es war meine eigene Fröhlichkeit. Ich wollte wirklich etwas tun, was ich mag. Ich habe in einer Bar gearbeitet und gemerkt, dass ich das nicht für 20, 30 Jahre machen will. Dann kam die Musik und ich dachte „Warum nicht?“

Du sagst, dass es aus deiner eigenen Fröhlichkeit heraus resultierte. Aber deine Songs sind ja auch sehr –

Dunkel.

… und traurig. Wie kommt das?

Ich wollte wirklich singen, mir hat es unglaublich viel Spaß gemacht. Musik war für mich immer etwas, das ich nur für mich selbst gemacht habe und auch die Möglichkeit, mit schwierigen Situationen und Emotionen umzugehen. Ich denke, ich habe Musik genauso kennen gelernt und so praktiziere ich sie auch weiterhin.

Wie fühlt es sich dann nun an, wenn du deine ganz privaten Gefühle in deinen Songs vor Publikum performst?

Ich habe versucht, die Gefühle so zu transformieren, dass sie jeder verstehen kann. Ich denke, dass es in meinem Fall notwendig ist. Wenn ich es nicht fühle oder es nicht glaube, was ich singe, dann kann ich meine Geschichte nicht vollständig erzählen, sonst fühlt es sich nicht ehrlich und tiefgründig genug an.

Du hast gesagt, Musiktheorie sei kontraproduktiv. Was genau meinst du damit?

Ich kann dir ein Beispiel geben. Wenn ich einen Song schreibe, dann suche ich nach Noten, die vielleicht nicht richtig sind. Der menschliche Aspekt in der Musik ist Imperfektion. Musiktheoretiker sehen nur den möglichen Weg und sagen, dass es theoretisch nicht korrekt ist und sehen die Möglichkeiten nicht.

Es ist ja auch ein Prozess, den man geht, um einen Song zu schreiben.

Die Musik lebt von den Noten, die plötzlich da sind und die einen Song interessant machen.

Du sagst, deine Musik hat eine Seele. Kannst du das genauer beschreiben?

Ja, das stimmt. Es ist meine Seele, da es ehrliche, aufrichtige Musik ist und von Herzen kommt.

Wie kannst du den Prozess des Songschreiben erläutern?

Es beginnt immer mit der Musik. Wir kreieren eine Atmosphäre und dann fühle ich die Musik. Ich habe viele Geschichten im Kopf, aber zuerst fühle ich die Musik, danach sortiere ich für mich, was zusammenpassen würde. Eine lange Zeit geht natürlich für die Aufnahmen drauf, dann hört man es sich immer und immer wieder an, woraufhin ich Änderungen vornehme – das alles ist ein wirklich langer Prozess.

Ich habe ein Zitat von Paul Tillich, einem deutsch-amerikanischen Theologen und Philosophen, für dich: „The first duty of love is to listen.“ Inwieweit stimmst du dem zu?

Ich denke, es ist sehr wichtig, zuzuhören. Ich denke, wenn jeder zuhören würde, gäbe es mehr Frieden. In meinem Fall natürlich auch. Ich bin mehr die Geschichtenerzählerin, aber ich versuche sehr, immer zuzuhören.

Was bedeutet für dich Ästhetik in der Musik?

Für mich ist es immer schwierig, mich selbst zu erklären. Aber wenn ich singe, dann kann ich es und ich habe auch das Gefühl, dass mich die Leute verstehen. Das ist für mich Schönheit in der Musik.

Was soll dein Publikum bei deiner Musik fühlen?

Ich möchte nicht, dass sie etwas Bestimmtes fühlen, denn jeder ist anders. Aber ich hoffe, dass sie ein bisschen von dem in meiner Musik finden, was ich versuche, in sie hineinzulegen.

Über welches Thema würdest du niemals singen?

Sag niemals nie, aber da gibt’s einige Dinge, über die ich nicht singen würde. Ich würde niemals über nichts singen. So etwas wie ein Kühlschrank. Oder Schuhe.

Welche Frage wurde dir noch nie gestellt?

Vielleicht, was mein Lieblingsessen- oder Getränk ist.

Ok, was ist das?

Cola. Ich bin Cola-süchtig.

Jetzt musst du schon verraten, was dein Lieblingsessen ist.

Oh, Lasagne. Mit ganz viel Käse. Meine Mama macht die beste.

Was steht die nächsten Monate an?

Jetzt kommen zunächst viele Konzerte, ich drehe mein nächstes Video, das ich auch hier in Berlin machen werde und werde erstmal viel in Berlin sein. Dann werden wir auch nach Griechenland und Belgien kommen. Es wird noch viel kommen, auf das sich gefreut werden darf.

 (A.E.)