Leichtes Gepäckt wiegt schwer – Silbermond in der Olympiahalle München

Graham Candy wurde überbordend angekündigt und dann kam er mit Band auf die Bühne: Klein, schmächtig – Singer-Songwriter, dessen Namen man irgendwie noch nicht ganz zuzuordnen weiß.

Als er anfängt zu singen, steht die Zeit still. Es ist die rauchige Stimme einer Frau, die von verrucht bis quäkend, samtig, rauh und kräftig reicht – die aber vor allem sehr hoch ist. Mit allem hätte man rechnen können, aber nicht damit. Und dann, als er den dritten Song spielt, kennt man den Neuseeländer wieder. “She moves” heißt der Song, den er mit Alle Farben zusammen aufgenommen hat – und der wurde in Deutschland rauf-und runtergespielt.

“Ich komme aus Neuseeland, ich bin ein Hobbit. Ich freue mich, hier sein zu dürfen.” Eine komischere und zugleich liebenswürdigere Vorstellung hätte es nicht geben können. Die Musik von Graham Candy lädt zum Träumen ein, zum Nostalgisch-Werden, ein bisschen romantisch ist sie auch und bewegt die mäßig gefüllte Olympiahalle tief – das Publikum singt begeistert mit. Eine Vorband, die den Begriff “Support” ernst nimmt und noch viel weiter darüber hinaus geht. Man darf auf ein eigenes Konzert gespannt sein und bis dahin sein erstes Album “Plan A” anhören.

Mit ihrem aktuellen Album “Leichtes Gepäck” haben Silbermond die Charts gestürmt und ihrem jahrelangen Publikum genau das geboten, was dieses hören wollte: Silbermond vom Feinsten. Nicht verändert, nicht anders. Verlässlich und von Pop bis rockig ist auch das Repertoire abgedeckt. Man könnte fast meinen, dass ihre Songs in den letzten Jahren ein wenig austauschbar geworden sind, doch ihre Konzerte sind es definitiv nicht. Es liegt immer ein besonderer Zauber in der Luft, nie laufen sie Gefahr, langweilig zu werden.

Stimmlich rangiert Sängerin Stefanie Kloß technisch ganz oben und weiß, Gänsehautmomente zu evozieren. Dass sie bei ihren Konzerten selbst immer noch alle ganz verblüfft und gerührt sind, sagen Silbermond immer wieder und diese Überwältigung schlägt sich in Dankbarkeit nieder. Und so fängt das Konzert auch nicht klassisch auf der Bühne, sondern mit “Die Mutigen” mitten in der Menge an. So nimmt die Sängerin auch gleich ein Bad in der Menge.

Es ist eine sehr gute Mischung aus Songs und fünf Alben, welche die Band aus Bautzen an diesem Abend präsentieren. Ist “Leichtes Gepäck” doch, trotz musikalischer Vielfalt, eher ruhig, zeigen Silbermond bei ihrem Konzert ihre aufgedrehte Seite.

Anders geht das auch gar nicht, denn die Songs sind zu vielfältig, als dass sie öde oder gelangweilt runtergespielt werden könnten. Neu auf dieser Tour und erstmalig ist der Keyboarder dabei, den sich Silbermond mit “an Board” geholt haben.
Sängerin Stefanie gibt sich gewohnt fannah, läuft auf dem Wellenbrecher in die Menge, und bringt, wie gewohnt, mit “Das Beste”, “Symphonie”, “Himmel auf” und auch mit “Leichtes Gepäck” die Stehenden zum Tanzen und die Sitzenden zum Stehen.

Dass leichtes Gepäck auch schwer sein kann, zeigt sich daran, dass es eben nicht einfach ist, ein Konzert von solcher Intensität zu geben. Das meistern die vier Musiker sehr gut und beweisen, dass deutscher Pop nicht ausgestorben ist.(A.E.)