Nick Howard – „Ich möchte bleiben, wie ich bin ohne dem nachgeben zu müssen, was Andere von mir erwarten.“

DSC_5759Nick Howard erzählte uns vor seinem Konzert am 15. April im Backstage München über sein neues Album, Ängste und Erfahrungen bei The Voice Of Germany.

Lifeonstage.Net: Du hast dein erstes Album bereits 2008 rausgebracht, danach kamen weitere, dein aktuelles dieses Jahr. Was sind die größten Unterschiede, die du persönlich zwischen den Alben siehst? 

Nick Howard: Sie reflektieren, an welchen musikalischen und persönlichen Punkten ich jeweils stand. Mein neues Album „Stay Who You Are“ und das ist wirklich mein Lebensmotto. Die Lieder des Albums in den letzten ein, zwei Jahren entstanden und ich habe versucht, ich selbst zu bleiben. Es ist sehr schwer, Musiker zu sein und dabei ich selbst zu bleiben. 2008 war ich noch jung, da ging es vor allem auch darum zu lernen, sich musikalisch weiterzuentwickeln. Mein neues Album geht vor allem darum, die Reise eines Musikers mitsamt den Erfahrungen, die diese Reise mit sich bringt, zu beschreiben. Es ist wie ein Tagebuch.

 

LifeOnStage.Net: Was sind die aufregendsten Erlebnisse, die du damals bei The Voice Of Germany hattest? 

Nick Howard: Die Blind Auditions waren eine besondere Erfahrung und ich war sehr aufgeregt. Ich hatte zwar schon vorher viele Shows gespielt, nahezu 500, aber bei den Auditions war es, als ob ich wieder 14 bin und meine erstes Konzert spielen würde. Das war super, vor allem der Moment, in dem sich alle Coaches umgedreht haben. Auch das Finale war super. Vor dem Finale hatte ich die Chance, einen eigenen Song zu spielen, was ebenfalls ein unglaublich schöner Moment war, da ich ja quasi vor einem Millionenpublikum gespielt habe. Im Finale habe ich mit Emeli Sandé und Robbie Williams gesungen. Das werde ich nie vergessen.

 

LifeOnStage.Net: War es schon vorher geplant, mit Robbie Williams zu singen? 

Nick Howard: Oh, das war eine Überraschung, es wurde uns erst in der Woche des Finales gesagt, dass Robbie Williams ebenfalls kommen würde. Emeli Sandé hatte ebenfalls keine Ahnung und ich habe drei Tage vor dem Finale erfahren, dass ich mit ihr singen würde. Also musste ich drei Lieder innerhalb von drei Tagen lernen. Aber das war ok, ich konnte mich in die Musik vertiefen, alles war im „Flow“.

 

LifeOnStage.Net: Inwiefern war es wichtig für dich, dass du bereits vor The Voice Of Germany Erfahrungen gesammelt hast, die du mit ihn die Show bringen konntest? Oder findest du, dass man ohne Erfahrungen starten und dann einen solch großen Erfolg haben kann? 

Nick Howard: In der Tat war das ein großer Vorteil, vor allem bei den Shows, da ich bereits Bühnenerfahrung hatte. Ich war nicht so nervös. Es war sehr wichtig für mich, dass ich bereits vorher viele Konzerte gespielt habe. Aber es waren so viele talentierte Künstler dabei, jeder hatte da schon irgendwelche Erfahrungen.

Dass ich die Show letztendlich gewonnen hab, liegt vermutlich daran, dass ich das, was ich auf der Bühne mache, schätze. Ich habe so viele Konzerte vor richtig wenig Leuten gespielt, manchmal waren es nur zehn oder fünfzehn. Natürlich immer als Support-Act. Ich weiß, wie geil es ist, im Fernsehen zu spielen, aber ich weiß auch, wie es ist, vor wenig Publikum zu spielen. Ich kenne viele Musiker, die eine solche Chance ebenfalls gerne haben würden. Ich denke, Erfahrung ist das Eine, aber es wirklich zu schätzen und zu würdigen, das Andere und sogar noch viel wichtiger.

Du musst lernen, vor zwei Leuten zu spielen und ebenfalls das gleiche Niveau zu liefern wie vor 1000 Leuten. Es ist sogar einfacher, vor einem kleineren Publikum zu spielen als vor zum Beispiel zwei Leuten.

LifeOnStage.Net: Du bist in den letzten Jahren sehr viel gereist und hast unter anderem auch in New York gelebt. Was ist für dich als Musiker an der Stadt so besonders?

Nick Howard: New York… Nun, ich bin mit 21, 22 Jahren nach New York gezogen. Und ich hatte den Traum, dort Musik zu machen und du triffst unglaublich viele verrückte Menschen, die ebenfalls diesen Traum haben. Als ich 18 war, habe ich New York besichtigt und gemerkt, dass ich diese Stadt liebe. Es war ein sehr guter Start, um die Musik zu lernen und Musiker zu werden. Aber man kann nicht nur in New York spielen. Da kam dann der Zeitpunkt, an dem ich gehen musste. In Deutschland habe ich zum ersten Mal als Support-Act gespielt und es war das erste Mal, dass ich eigene Fans hatte. Seitdem habe ich öfter in Deutschland gespielt. New York war demnach ein großartiger Start, aber die Konzerte fingen dann hier erst richtig an.

 

LifeOnStage.Net: Du hast kurz nach dem Finale erwähnt, dass du Angst hast vor der Zeit, die nach The Voice Of Germany kommen würde. Du warst ja schon vorher Musiker – vor was genau hattest du in dem Moment Angst? 

Nick Howard: Vor der Show war ich ein Singer-Songwriter und hatte bereits Fans, sie kannten mich. Auch jetzt bin ich noch ein Singer-Songwriter. Es ist wichtig für mich, nicht ein Casting-Show-Gewinner zu sein, sondern ein Musiker. Ich habe versucht, so viele Konzerte wie möglich nach The Voice zu spielen und zu zeigen: „Ich bin Nick Howard, ein Musiker und Singer-Songwriter. Ich habe bereits acht Jahre vor The Voice Songs geschrieben und Musik gemacht. Es war für mich eine Chance, dass mehr Leute Nick Howard, den Musiker, kennen lernen.

Ich habe die Hoffnung, auch noch in fünf oder zehn Jahren ein Singer-Songwriter und Musiker zu sein. Insofern ist es eigentlich eine positive Angst, denn es bedeutet, dass ich jeden Tag auf’s Neue versuche, gut zu sein und mich zu verbessern. Ich versuche auch, jede Show so zu spielen, als wäre es meine letzte.

 

LifeOnStage.Net: Inwieweit findest du, unterscheidet sich The Voice Of Germany von anderen Casting-Shows?

Nick Howard: Ich habe die ersten Staffeln aus Deutschland, Großbritannien und den USA gesehen und es waren so viele wunderbare Künstler dabei. Für mich ist es wichtig, mit anderen Künstlern zusammen zu sein und Musik zu machen. Zum Beispiel Eva Croissant (Support-Act von Nick Howard und Teilnehmerin der 2. Staffel von The Voice Of Germany, Anm. d. Red.), sie war vor The Voice eine Singer-Songwriterin und ist es jetzt auch noch. So etwas habe ich in anderen Shows noch nicht gesehen und ich respektiere und bewundere alle anderen Künstler.

 

LifeOnStage.Net: Du singst darüber, der zu sein, der du bist und zu bleiben, wie du bist. Inwieweit treten dann in der Show und im Musik-Alltag Probleme, wenn du dich aber auch gleichzeitig weiterentwickeln willst? 

Nick Howard: Das ist nicht immer einfach, weil man in und nach der Show viele Tipps bekommt wie „Du solltest dies machen, du solltest das machen“, aber es ist wichtig, dass man bleibt, wer man ist. Vor The Voice hatte ich eine kleine Fanbase in Deutschland und ich wollte das, was ich tue, nicht ändern. Ich spiele heute die gleichen Konzerte, wie ich sie vor ein oder zwei Jahren gespielt hätte. Aber ich denke, dass es egal ist, was du tust, es ist nur wichtig, dass du daran glaubst, dass du es machen kannst. Niemand kann dir sagen, was du sein kannst. Ich habe über Jahre versucht, ich selbst zu bleiben und war erfolgreich.

LifeOnStage.Net: Inwieweit beeinflusst dich dahingehend Wettbewerb und Konkurrenz? 

Nick Howard: Ich habe während The Voice sogar stärker versucht, ich selbst zu bleiben. Glücklicherweise war es kein Kampf im eigentlichen Sinne, wir waren Freunde. Mit den letzten acht Teilnehmern der Show haben wir Konzerte gespielt, das war eine unglaublich gute Erfahrung. In Rea Garvey hatte ich einen super Coach. Er ist ebenfalls Singer-Songwriter, demnach war es nicht schwer. Ich kann mir vorstellen, dass es für andere etwas schwerer gewesen sein könnte, vor allem, wenn man anfängt darüber nachzudenken, dass es eine TV-Show ist. Es ist bloß eine Sendung und deine Chance, um „dein Leben“ zu spielen. Du musst dich darauf konzentrieren, Musik zu machen und zu denken: „Wow, jetzt und heute habe ich die Möglichkeit, vor fünf Millionen Menschen zu spielen, ich muss sie nutzen!“

Jeden Abend sage ich zu meiner Band, dass wir die Chance haben, vor mehr Fans als die meisten Singer-Songwriter zu spielen und dass wir darüber sehr glücklich sein können. Wir müssen es schätzen und das ist das, was ich versucht habe, den Leuten in der Show und auch mir selbst immer wieder zu sagen. Es gibt sechs bis sieben Milliarden Menschen auf der Welt und darunter gibt es welche, die deine Musik unterstützen und zu schätzen wissen. Du musst sie bloß finden.

 

LifeOnStage.Net: Wenn es einen Song gäbe, den du gerne geschrieben hättest – welcher wäre das? 

Nick Howard: „Man In The Mirror“. Ich werde ihn heute Abend auch performen.

 

LifeOnStage.Net: Über welche Themen würdest du niemals singen und wie kommen die Inhalte in deine Songs? 

Nick Howard: Oh, ich singe über alles. Ich bekomme überall meine Inspiration, sei das nun draußen oder drinnen. Ich singe über Liebe, das Leben, ich könnte auch ein Lied über heute Abend schreiben. Ich habe auch schon einen Song über meine Fans geschrieben. Eigentlich gibt es nichts, worüber ich nicht singen würde.

 

LifeOnStage.Net: Dein neues Album wurde dieses Jahr erst veröffentlicht, kannst du denn schon etwas über deine Pläne für den Rest des Jahres und 2014 sagen? 

Nick Howard: Jetzt sind wir noch mit meinen ersten Solo-Shows auf Tour und seit The Voice hatte ich viele Shows. Ich werde auf einigen Festivals spielen, Clubshows, Radioshows haben, in Großbritannien, den USA, Österreich, Schweiz, den Niederlanden und Belgien Konzerte geben. Mein Ziel dieses Jahr ist es, viele Shows zu spielen, viele Menschen zu treffen und eine Fanbase aufzubauen. Im nächsten Jahr kommt ein neues Album, denke ich und bis dahin kann ich jeden Abend Musik machen.

 

LifeOnStage.Net: Vielen Dank für das Interview!