REINGEHÖRT – DENDEMANN – DA NICH FÜR

Dendemann - Da nich für - CoverHamburger Schule mit dem Finger am Abzug

Daniel Ebel aka Dendemann hat jüngst mit „Da Nich Für“ zwar erst sein drittes, vollwertiges Album auf den Markt gebracht. Zu den Jungsters der MC-Szene gehört er allerdings mitnichten. Schon seit den 1990ern war der Mann ein willkommenes Mitbringsel bei Konzerten der ebenfalls Hamburger Fettes Brot. Dem einstigen Erscheinungsbild (Vokuhila + Pornobalken) hat sich Dendemann zwischenzeitlich gänzlich entledigt und rappt und pöbelt sich auf „Da Nich Für“ durch insgesamt 12 Tracks mit teilweise sehr sozialkritischen Themen.

Dabei vereint der Longplayer liebevoll arragnierte Genreklassiker („Keine Parolen“, „BGSTRNG“) mit textlischem Tiefgang und die machomäßig, größmäulige Selbstbeweihräucherung („Ich Dende Also Bin Ich“, „Wo Ich Wech Bin“, „Drauf & Dran“), die auf einem guten Hip Hop-Album nicht fehlen darf.

Darüber hinaus legt der zugereiste Hamburger immer gern den mahnenden Finger in die blutende Wunde unserer Generation und nimmt sich dabei auf clevere Art und Weise Flüchtlingsgegner, Nazis und die Gesellschafts-Schickeria vor („Alle Jubilare Wieder“). Beim durchhören dieser Understatement-Berichte lässt sich Dendemann´s Beteiligung an der ZDF-Neo Satire „Royale“ um Jan Böhmermann durchaus nachvollziehen.

Berührend und emphatisch kommen Songs wie „Zauberland“, in dem es erneut um das Thema Weltoffenheit und Toleranz geht oder auch „Menschine“ („wenn die Leute wie Maschinen nur noch für die Arbeit leben“) daher.

Mit „Müde“ liefert der Dichter die obligatorische Kifferhymne im Jazz-Gewand ab – chillig und laid back. Lichtet sich der blaue Dampf dann, geht das Album mit modernen Beats um „Litbarski“ (und einer recht inhaltslosen Geschichte) zum finalen „Nochn Gedicht“, einer schönen Liebeserklärung an all jene Liebenden da draussen, auf die Zielgerade.

Langweilig wird „Da Nich Für“ in keinem Moment, viel zu abwechslungsreich sind die programmierten Tracks und die Oldschool-Loops sowie die ironischen Wortspielereien. Referenzen wie Sammy Deluxe, die Beginner und natürlich Fettes Brot muss sich Dendemann zwar gefallen lassen, an die selbstauferlegte Einzigartigkeit der rappenden Musiker-Sippschaft hat aber ohnehin nie jemand ernsthaft geglaubt, oder?(ODI)