REINGEHÖRT – STICKY FINGERS – YOURS TO KEEP

Sticky Fingers - Yours To Keep_coverGenremix mit großen Vorbildern

Schenkt man dem Waschzettel ihres Labels Glauben, dann sind die Sticky Fingers der nächste ganz heiße Scheiß aus Down Under. Die Rede ist von ausverkauften Welttourneen und Social Media-Followern im sechsstelligen Bereich.

Hört man den ersten Track, des hier nun vorliegenden, vierten Albums „Yours To Keep“, kann man Gedanken wie „nicht schon wieder nach den Sternen greifender Indie-Rock“ oder „tausendfach gehört“ kaum vermeiden. Zudem ist der Opener nicht spritzig genug, um Lust auf mehr zu machen.

Mit „Loose Ends“ wendet sich das Blatt aber schlagartig und schon ist man froh, das Album nicht geskippt zu haben. Der Song brilliert mit einer The Cure-ähnlichen Tiefe und einem gleichzeitig punkigen Upbeat. Zum folgenden „Cool & Calm“ materialisiert sich die Vorstellung eines dahin swingenden Lowriders über den Hollywood Boulevard. Der hier angewendete Spechgesang zu RnB-Anleihen könnte auch auf den jüngsten Erzeugnissen einer gewissen Gwen Stefanie zu finden sein.

„Another Episode“ kommt dann wieder ganz anders daher und man fühlt sich an Elektro-Indie-Rock aus den frühen Nullerjahren erinnert. Mit „Not Done Yet“ nehmen die fünf Australier schon wieder eine andere Abzweigung und steuern geradewegs von den Kooks bewohnte Gefilde an. Man könnte fast meinen, Luke Pritchard hätte einen Gastauftritt am Mikrofon gehabt.

Und auch der Rest des Albums verspricht keine Langeweile. So lassen die Sticky Fingers die gern genommende Band-Selbstbeschreibung, man ließe sich nicht in eine Schublade stecken, tatsächlich auch mal Taten folgen. Das Ergebnis ist ein gelungener Cocktail verschiedener Musikrichtungen, ohne sich dabei in Banalitäten zu verlieren. Auch bleibt ein roter Faden beim Durchhören stets erkennbar. Nichtsdestotrotz muss man derlei Experimentierfreude mögen. Denn nur, weil man sich am Ideenreichtum diverser Genregrößen bedient, wird man nicht zum vordersten Fahnenschwinger mit eigenständiger Musik.

Freunde der aktuellen Stereophonics und sonstiger Britrock-Kollegen, sollten ein oder vielleicht sogar beide Ohren riskieren und sich die Zeit nehmen, „Yours To Keep“ einer eingehenden Prüfung unterziehen. Ein gutes Album, nicht mehr, aber eben auch nicht weniger.(ODI)

Das Album erscheint am 08. Februar.