Rocklegenden von heute und morgen – Rock Im Park in Nürnberg

Das erste Juniwochenende war ein Pflichttermin für alle Rockfans. In Massen pilgerten Jung und Alt zum Zeppelinfeld nach Nürnberg, wo dieses Jahr bereits zum 21. Mal das Rock Im Park Festival stattfand. Um einen guten Campingplatz zu ergattern, reisten viele Fans bereits am 2. Juni an und versetzten Nürnberg in den vom bunten Treiben beherrschten Ausnahmezustand. Die Veranstalter hatten in den letzten Jahren genügend Erfahrungen gesammelt, so dass die Organisation nach außen reibungslos funktionierte. Die Platzaufteilung war gut durchdacht, es gab keine Soundvermischung der verschiedenen Konzerte. Vor und nach den Auftritten der Headliner wurden die Menschenmassen rechtzeitig umgeleitet, außerdem sah der Zeitplan genügend Zeit zum Bühnenwechsel vor, so dass es weder Staus auf den Treppen, noch Drängeleien gab. Insgesamt verteilten sich die 80.000 Besucher angenehm auf dem riesigen Gelände. Der Boden vor den Bühnen war mit Gummimatten ausgelegt, damit verhinderte man nicht nur eine Matschüberschwemmung bei Regen, sondern schaffte gleichzeitig auch eine bequeme Sitzgelegenheit. Auch kulinarisch blieben dank Holzofenpizza, Burritos, Frozen Yoghurt, Shot-Eis und Co. keine Wünsche offen. Für die Afterparty sorgten DJ-Größen wie Sascha Braemer, Kid Simius und Lexer im Clubtent, das auf halbem Weg zwischen Konzertgelände und Campingplätzen lag und auf jeden Fall einen Abstecher wert war.

Crowd (1 von 5)

Rockig und auf Deutsch eröffnete die Szenegröße Trümmer Freitagmittag gebührend das Festival. In deutscher Sprache ging es weiter, SDP und Alligatoah heizten die Zuhörer mit ironischem Allround-Sound ein, animierten die Massen zum Mitsingen und versüßten die Wartezeit auf den Hauptact des Abends. Ein letztes Mal hatten Fans die Möglichkeit, Ozzy Osbourne zusammen mit Black Sabbath zu erleben. Vor seiner Abschiedstournee gab sich die Heavy-Metal-Legende auf dem Rock Im Park Festival noch einmal die Ehre und rockte, gefeiert von unglaublichen Fanmengen die Bühne. Leider spielten Biffy Clyro fast parallel zu der Rockgröße, so dass man sich notgedrungen zwischen den beiden sehenswerten Acts entscheiden musste.

Crowd (5 von 5)

Nach den Wolkenbrüchen vom Vortag blieb der Samstag erst mal verschont vom Regen. So wurden die Sonnenbrillen ausgepackt und die Gummistiefel wieder eingepackt, Ganzkörperplüschanzügler kamen mächtig ins Schwitzen. Riesige Pommesberge im Hintergrund der Parkstage sollten nicht etwa für einen der zahlreichen Essensstände werben, sie sind mindestens seit 1000 Jahren Kunst und Markenzeichen von Frittenbude. Der Auftritt der deutschen Rapper war das erste Highlight des zweiten Tages, auch wenn sie ruhig ein bisschen mehr hätten aufdrehen können. Während es mit Progressive-Metal dank Tesseract auf der Zeppelinstage mal wieder härter zuging, funktionierten Puscifer die Bühne der Parkstage kurzerhand zu einem Boxring um, die skurrile Show in schwarzen Masken und bunten Outfits war sehenswert. Dann kam der Wolkenbruch leider doch. 1975 hatten es gerade noch für wenige Songs auf die Bühne geschafft, bevor das Konzert wegen eines Gewitters unterbrochen werden musste. Nach den Vorfällen auf dem Geschwisterfestival Rock am Ring war man auch in Nürnberg vorsichtig. Währenddessen durften sich August Burns Red, die in der überdachten Arena auftraten, dafür auf umso mehr Zuhörer freuen. Volbeat, der heiß ersehnte Headliner des Abends, startete mit einem Knall. Gemeint war nicht etwa ein Donner, das Gewitter war lange vorüber gezogen, sondern ein Feuerwerk. Nicht nur visuell, sondern auch soundtechnisch war der Auftritt des dänischen Metal-Quartetts ein Burner.

Crowd (3 von 5)

Während sich die Besucher am Vormittag des dritten und letzten Tages entspannt von der Sonne treiben ließen, füllte sich die Zeppelinstage zum Auftritt von Billy Talent rasant. Wer einen Platz in den ersten Reihen ergattern konnte, sollte diesen die nächsten Stunden besser nicht mehr verlassen, denn der heißbegehrte Bereich vor der Bühne wurde in kürzester Zeit wegen Überfüllung abgesperrt und blieb es bis nach dem Auftritt der Red Hot Chili Peppers. Während sich Benjamin Kowalewicz, Leadsänger von Billy Talent zuvor als echter Showmaster entpuppt hatte, verzichteten die Red Hot Chili Peppers auf Animation und lange Reden. Ebenso wurde auf Pausen zwischen den Songs verzichtet. Mit instrumentalen Improvisationen umspielten die Crossover-Rocker die Themen ihrer zeitlosen Songs, ließen sich viel Zeit um abzudriften und ihre musikalischen Künste zu beweisen und gingen dann nahtlos über zum nächsten Song. Mit fulminanten Riffläufen spielten sich die Gitarristen, verfolgt von Kameras, die jede einzelne Fingerbewegung in Echtzeit auf die Bildschirme rechts und links der Bühne übertrugen, in Ekstase. Unter die alten, wohlbekannten Hits mischten sie auch einige Kostproben ihres neuen Albums „The Getaway“. Die Red Hot Chili Peppers krönten den letzten Abend des Festivals mit einem legendären Auftritt, der wohl noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Crowd (4 von 5)

„Rock Im Park, The Home Of Rock“ steht in großen Buchstaben stolz auf den Bildschirmen der Bühnen geschrieben. Mit den Rocklegenden Black Sabbath zum Einstieg, Red Hot Chili Peppers zum Abschluss und dutzenden Bands dazwischen, die es werden könnten, besteht daran auch dieses Jahr kein Zweifel.(P.P.)

Fotos Rock im Park – Teil 1-