SAMY DELUXE – Neues Album “Berühmte letzte Worte” erscheint im April

Beruehmte-letzte-Worte“Berühmte letzte Worte”. Schon der Albumtitel verrät, dass Samy Deluxe gerade keine Probleme mit seinem Selbstbewusstsein haben dürfte. Warum auch? Mit über einer Million verkauften Tonträgern gehört er zu den erfolgreichsten Rappern Deutschlands. Seit über 20 Jahren gelten seine Freestyles hierzulande als Maß aller Reimkultur.

Und nun kommt auch noch das Fernsehen: Im Frühjahr 2016 wird Samy Deluxe als erster Raper beim VOX-Musikevent “Sing meinen Song – Das Tauschkonzert” vertreten sein und zusammen mit u. a. Xavier Naidoo, Nena und The BossHoss seine größten Hits zum Tausch anbieten.

Und doch gibt sich Samy Deluxe nicht damit zufrieden, einfach die witzigsten und verpeiltesten Reime in das deutschsprachige HipHop-Universum zu schießen. Es geht um mehr als einen Spitzenplatz im deutschen HipHop, “den geilsten Flow im ganzen Land”. Vielmehr tauchen “Berühmte letzte Worte” tief in die Geschichte ein. Bringen zusammen, was zusammen gehört: den familiären Migrations-Hintergrund des Rappers. Sein Aufwachsen als Sohn einer deutschen Mutter und eines sudanesischen Vaters, ein Sujet, das er seit “Weck mich auf” im Jahre 2001 immer wieder thematisiert hat. Und die Möglichkeiten einer multikulturellen Gesellschaft hierzulande. Samy denkt hier zu Ende, was er auf seinem 2009er Album “Dis wo ich herkomm” bereits anschneidet: “Wer bin ich? Was hat mich zu dem gemacht, der ich bin? Und wie geht Deutschland mit seinen Kindern um?”

“Berühmte letzte Worte”. Der Albumtitel von Samy Deluxes neuntem Album mag an Goethes angebliche letzte Worte “Mehr Licht” erinnern oder das ernüchterte “Fuck you!”, mit dem sich Tupac aus dieser Welt verabschiedete.

Samy Deluxe aber hat nicht bis zum letzten Atemzug gewartet – und kann es sich leisten, etwas ausführlicher zu werden. Irgendwo zwischen der Hellsicht des deutschen Dichters und der Schnoddrigkeit des Rapkönigs haut das Hamburger HipHop-Original Reime heraus, die weniger dem bevorstehenden Tod geschuldet sind, als der Rechenschaft über zwei Jahrzehnte der Selbstbefragung. Und der zunehmenden Öffnung für persönliche Botschaften.

Mit den soulig-verspielten bis clubtauglichen Beats der beiden Produzenten Bazzazian (der in der Vergangenheit schon Gentleman, Azad und Hafbefehl produziert hat) und Farhot entzieht sich “Berühmte letzte Worte” allen Tagesmoden – und kommt doch so frisch wie der Luftzug einer sich nahenden Faust. Oder eines endlich zu Worten geballten Gefühls. “Ich feier meine Emotionen, bevor sie meine Seele klonen” rappt Samy, und stellt sich vor, es wäre die letzte Gelegenheit, sein Leben zu bilanzieren.

Natürlich gibt es ihn noch: Den Battle-Rapper, der 1995 in den Tourbus stieg und bis heute nie wieder ausgestiegen ist, den Egomanen, Flow-Master, Freestyler mit überrumpelnden bis selbstironischen Punchlines – er darf im Intro noch einmal alle Möchtegerns mit seinem flüssigen Silbenschwert niederstrecken. Doch Stehenbleiben kann Samy nicht. Seit seinem letzten, 2014 veröffentlichten Album “Männlich” (und des nachgeschobenen Mixtapes “Gute Alte Zeit”) hat er einen künstlerischen Reifungsprozess durchlaufen. Und definiert seinen Wert zunehmend von innen.

Das spiegeln neue Songs, die wie “Haus am Mehr” unsere Konsum-Gier aufs Korn nehmen. Oder “Tellerrand”, wo der Rapper von dem Glück spricht, seinen Horizont durch Reisen erweitern zu können. Andere Songs wie “Klopapier” oder “Mimimi” provozieren – und greifen mit viel Wortwitz die Debatte um Flüchtlinge und Zuwanderung auf. Man kann das Erwachsenwerden eines launenhaften Genies nennen. Samy selbst zieht in “Mittendrin” Bilanz: “Kann die Welt nicht retten, aber finde die Idee sehr gut…”. Berühmte letzte Worte. Word.