Sido ließ am Freitag das Kesselhaus beben

Das Wort “Repertoire” im Repertoire

München, 30.03.14.  “Meine Stadt, mein Bezirk, mein Viertel, meine Gegend, meine Straße, mein Zuhause, mein Block. Meine Gedanken, mein Herz, mein Leben, meine Welt reicht vom ersten bis zum 16. Stock.”

Das ist wohl die Hymne einer Generation geworden, die sich – auf welche Weise auch immer – verloren fühlt und sich verzweifelt an etwas festhalten will. Und Sido gibt mit “Mein Block” einen scheinbaren Halt. Zunächst in Gefilden von Aggro Berlin unterwegs, hat sich der Rapper, der nun nicht mehr mit Maske, sondern mit Vollbart und Brille ein wenig zum Hipster geworden ist, musikalisch weiterentwickelt. Unplugged bei MTV, Fernsehshow in Österreich, Kollaborationen mit Kurt Krömer und Helge Schneider sind da nur ein kleiner Ausschnitt aus dem, was sich getan hat.

Live kann er es auch. Muss man ihm zugestehen und kommt nicht umhin, zu “Bilder im Kopf” oder auch “Meine Jordans” ein wenig mitzu – ja, was eigentlich – hiphoppen. Das ausverkaufte Kesselhaus machte der gleichzeitig stattfindenden Echoverleihung mit deren mehr als fragwürdigen Nominierungen immense Konkurrenz.

Das bunt gemischte Publikum zeigte sich zunächst etwas zurückhaltend, freute sich aber über Schnaps für die erste Reihe.

Sido ist ein Sprücheklopfer par excellence, nimmt kein Blatt vor den Mund, was ihn auf verschrobene Art sympathisch macht. Eigentlich geht alles gut, Sido wechselt geschickt von seinem alten Ich mit harten Texten, bei denen man vielleicht noch immer genervt aufstöhnen mag  zu einem Versteher, Erklärer und Sympathieträger. Doch irgendwie blitzt bei “Bilder im Kopf” das BVB-Logo auf. Dumm gelaufen, steht Sido ja in einer ausverkauften Halle mit im den FC Bayern vergötternden München. Buh-Rufe und Schmähgesänge auf den Club aus NRW werden laut, die man als Fußballfan verstehen kann, welche aber sonst überaus lächerlich wirken und eigentlich nur bei Konzerten der Sportfreunde Stiller Anklang finden können.

Besänftigt wird das Publikum mit dem “Arschficksong” und findet sich wieder zurecht, denn man befindet sich ja bei Sido, der sich lässig gibt.

Veränderungen sind also manchmal doch gar nicht so schlecht, im Gegenteil. Mit Bass Sultan Hengzt und Helge Schneider hat Sido sich selbst Meilensteine in seiner eigenen Musik gesetzt. Von den Fans wird er gefeiert und die Bilder und Melodien sind gespeichert und fotografiert. Längst ist Sido nicht mehr der böse Rapper aus Berlin, sondern auch der sanfte, ruhige, der interessante Texte auf ansprechende Sounds legen kann.(A.E.)

Fotos SIDO