SKA, SKA, SKA-P! Heftig auf die Lauscher – SKA-P am 19.04.13 mit einziger Deutschland-Show im Zenith München

München, 20.04.13.   Die Vorbands Talco und Sondaschule, ihres Zeichens Ska-Rockig, laut und wenig gut abgemischt, stimmten das erwartungsvolle Publikum dennoch gut auf den Hauptact ein. Und Erwartungen hatten die eingefleischten Fans (viele kamen in T-Shirts der Band zum Konzert) definitiv. Schon bevor sich überhaupt irgendetwas auf der Bühne regte, rasteten sie schon dezent aus.

Als die spanische Band, die dieses Jahr mit ihrem neuen Album “99%” auf Tour ist, auf die Bühne kam, klingelten einem die Ohren. Das waren keine Jubelrufe mehr, es war Jubel-Gebrüll. Als hätte man den Leuten die letzten zehn Jahre verboten, auf Konzerte zu gehen oder überhaupt nur annähernd Musik zu hören.

Ob man diese Richtung nun zu den persönlichen Favoriten gekürt hat oder nicht, spielte in diesem Moment keine Rolle. Die Stimmung und die Atmosphäre, vorher noch angespannt und geladen, wiegelte sich mehr und mehr auf, in der Menge gab es kein Halten mehr. Die vorderen Reihen durften sich wohl danach glücklich schätzen, mit bloß ein paar blauen Flecken nach Hause gekommen zu sein. Weitere Blessuren oder Ramponierungen waren wohl zu erwarten gewesen.

Dass SKA-P musikalisch nicht zu der Riege der Anfänger zählt, bewiesen sie gleich zu Anfang. Wenn man, was man nicht tun sollte, Musik nach Punkten bewerten müsste, bekämen die Spanier in Puncto Bühnenpräsenz 20 von 10 möglichen Punkten.

Was zunächst noch mit kurzem Video-Vorspann anfing, entwickelte sich nach und nach zu einer musikalisch interessanten und beim ersten Track witzigen Mischung aus folkloristischen und punkigen Klängen. Der Bass, so aufgedreht, dass es beinahe wehtat, spielten sie in Big Band-Manier jazzige Läufe, was durchaus tanzbar war und rhythmisch fetzte. Ohne aufwendige Lightshow wussten sie, stimmlich und instrumental zu überzeugen.

Besonderen Anklang fanden hierbei auch die auf Spanisch gesungenen Passagen. Auf Dauer könnte die Stimme von Sänger „Pulpul“ Roberto Gañán Ojea etwas anstrengend werden, schien es an der ein oder anderen Stelle etwas zu gequetscht und quäkig für den harten Sound, den seine Band kreierte. Das mag vielleicht an den spanischen Texten gelegen haben, da sich diese Sprache sehr gut für langgezogene Passagen und tanzbare Rhythmen eignet. Durchaus eine musikalisch raffinierte, witzige und fröhliche Mischung, erinnerte aber stellenweise an Trinklieder, bei denen man das Tanzbein hopsend schwingt und schunkelt.

Ja, fröhlich ist hier wohl das richtige Wort, um den Abend zu beschreiben, wenngleich einige Konzertbesucher dieses Events mit einem waschechten Metalkonzert zu verwechseln schienen.

Alte Hasen, die schon seit fast 20 Jahren auf der Bühne stehen und denen es sichtlich Spaß macht, ihre Fans tanzen und feiern zu sehen. Sie waren sich für nichts zu schade. Sie ließen keine Gelegenheit aus zu betonen, dass sie Ska machen, so schrieen sie “Ska” gefühlte 20 Mal durch’s Mikrophon, was der Show jedoch keinen Abbruch tat.

Pathos und berührende Momente suchte man vergeblich, dafür konnte der ein oder andere das T-Shirt nach dem Konzert wohl auswringen.

Nach 19 Jahren noch so präsent, engagiert und voller Elan auf der Bühne zu stehen, verdient Respekt. Respekt für eine Band, die ihren Platz im Haifischbecken “Musikwelt” gefunden hat und die sowohl im Studio als auch auf der Bühne ihr individuelles, authentisches Ding machen. Muchas gracias SKA-P!(A.E.)

Fotos SKA-P – Zenith München

Fotos TALCO – Zenith München

Fotos Sondaschule – Zenith München