So war CASPER im Zenith München

Deutschrap aus dem Hinteland

München, 18.03.14.   Klar, dass große Aufregung herrscht, wenn Casper spielt. Und das ist nicht nur in Berlin oder Hamburg so, nein, auch in München.

Mit seinem neuen Album „Hinterland“ hat er sich selbst ein Denkmal gesetzt und sich von dem distanziert, was er vorher gemacht hat. Man kann sagen, dass er erwachsener geworden ist, dass er nun noch mehr weiß, wo er hinwill. Die Besucher des Zeniths sind die, die ihn von früher kennen und die, die ihn erst seit „XOXO“ lieben. So oder so – seine Musik mag kontrovers diskutiert werden, doch er macht ganz klar sein eigenes Ding. Raptexte auf Indiesound zu packen, ist auf der einen Seite vielleicht anstrengend, aber bei Casper wird dies zu seinem Markenzeichen, ist hip, anders und vor allem authentisch.

Er weiß, wie er sein Publikum animieren muss, eine textsichere Fanbase ist es, die ihm zujubelt. Ob Hip Hopper oder Hipster – sie sind begeistert. Immer ein bisschen heiser, immer ein bisschen nonchalant, immer ein bisschen, ja, anders. So präsentiert sich Casper an diesem Freitagabend, während im Kesselhaus nebenan die Babyshambles spielen und Pete Doherty von Minute zu Minute betrunkener wird.

Casper nimmt sein Publikum ernst, weiß, worauf es bei einer guten Live-Show ankommt und begeistert mit einer Bühnenpräsenz, die selten ist. Nichts ist dem Zufall überlassen, wenngleich er sich locker gibt, mit seinen Fans kommuniziert und die ein oder andere Anekdote zum Besten gibt. Hier vereinen sich Rap, Hip Hop-Attitüden und ein bisschen das, was man Oldschool nennen würde. Und das alles ohne, dass es gestellt wirkt.

Rührselige Momente kamen bei „Lux Lisbon“ auf, doch statt der Feuerzeuge wurden die Handys gezückt, Videos und Fotos gemacht. Live  hat Casper einen Charme, dem man sich, auch wenn man ihn vielleicht noch von seinen alten Alben anders kennt, nicht entziehen kann.

Zwischendurch schien es ein wenig ermüdend zu werden, die ersten Reihen tanzten zwar noch mit, doch in den hinteren wurde stehend mit dem Kopf genickt.

Casper steht nicht bloß auf der Bühne, er lebt seine Musik aus, rappt, singt und besticht durch seine intelligenten Texte. Es ist nicht bloß Deutschrap, der irgendwie, irgendwas sagen will – alles, was passiert, wird auch so gemeint.(A.E.)