Soundbar im Interview – „Wir möchten das Positive sehen und mit unserer Musik vermitteln“

Die Band Soundbar spricht im Interview über ihr Album „Akita Mani Yo“, darüber, wie wichtig es ist, mit offenen Augen durch’s Leben zu gehen, über positive und negative Erfahrungen, was es bedeutet, erwachsen zu sein und doch Kind zu bleiben, und darüber, wie es ist, mit Culcha Candela auf Tour zu sein.

Ihr habt gesagt, dass ihr, gemäß eurem Bandnamen, gerne in eine gute Bar mit gutem Sound geht und dort auch ein gutes Getränk genießt. Nun haben Wissenschaftler herausgefunden, dass Menschen, die gerne Gin Tonic und schwarzen Kaffee trinken wohl Psychopathen sind. 

Was sind eure Lieblingsgetränke? 

Echt? Nun, das können wir nur bestätigen.

Southern Comfort Ginger Ale. Aber teilweise ist das so schlecht gemischt, das muss dann schon wirklich gut gemacht sein.

Ihr habt am 16.10. euer Album „Akita Mani Yo“ veröffentlicht. Was ist für das Besonderste daran? 

Dass es wirklich das erste Album ist. Wir haben lange daraufhin gearbeitet und was total besonders ist, ist, dass es wirklich überall erhältlich ist und im Laden steht, dass wir es durch die Tour präsentieren können.

Ihr habt jetzt schon ein paar Konzerte gespielt. Was ist das für ein Gefühl, das Album, welches ihr vorher nur im Studio aufgenommen und nicht live gespielt habt, nun auf der Bühne zu teilen? 

Es ist eine gute Erfahrung. Vorher haben wir das nicht so wahrgenommen, jetzt bekommen wir es täglich mit, welche Emotionen die Songs haben. Das ist auch für die weitere Arbeit interessant und wie man dann daran geht. Wir haben zwei Jahre daran gearbeitet und somit ist es spannend zu sehen, wie das beim Publikum ankommt. Da ist das Feedback das, wovon wir leben. Wir sind auch sehr dankbar, dass wir auf der Tour dabei sein dürfen, und die Leute gehen immer auf die Songs ein, demnach fühlen wir uns hier richtig.

Musik ist Kunst und wenn wir davon ausgehen, dass Kunst alles darf – wie bewertet ihr Moneyboy?

Es ist immer schwer einzuschätzen, ob er eine Kunstfigur oder real ist. Es gibt gewisse Grenzen, die für die Jugendlichen schwer zu überschreiten sind, weil diese die Musik auch aufsaugen und auf sich beziehen. Dadurch sind einige Themen, mit denen er locker umgeht, schwierig. Gerade dieses Drogending und das Joice-Interview knallen rein. Kunst ist schon sehr locker, gerade der amerikanische Bereich ist auf Drogen fixiert und das ganze Rapding ist gängig.

Nun, gerade in Amerika ist es sehr paradox, weil Drogen und Bandenkriege im Rap alltäglich sind, aber auf der anderen Seite ist Amerika unheimlich prüde und vieles muss zensiert werden. 

Das ist auf jeden Fall sehr polarisierend.

Wollt ihr mit eurer Musik auch polarisieren? 

Ja, schon. Warum nicht? Wir haben ja auch eine Meinung.

Was war eure erste Reaktion, als euch euer Manager gesagt hat, dass ihr mit Culcha Candela auf Tour geht? 

Erstmal waren wir ein bisschen geschockt und konnten das gar nicht glauben. Das sind ja die Jungs, deren Mucke wir früher gefeiert haben. Das war schon krass, denn plötzlich sind wir mit denen auf einer Bühne, auf Tour durch Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Aber wir haben uns natürlich auch sehr darüber gefreut.

Inwiefern hattet ihr Angst? 

Angst hatten wir eigentlich nicht, es war eher Freude. Man weiß ja nicht, was einen erwartet, man hat nicht diesen täglichen Tourablauf, da wir total unerfahren darin sind. Es war eine freudige Erwartung. Mehr Freude als Angst.

Wie sehr nehmt ihr euch das Sprichwort, welches auch Titel eures Albums ist, selbst zu Herzen und welche positiven und negativen Erfahrungen habt ihr damit gemacht?

Für uns ist es wichtig geworden, dass wir mit offenen Augen durch Welt gehen, weil alles so negativ ist. Auch gerade die Medien – da herrscht ein Wettkampf der Schlagzeilen. Für uns ist es wichtig, dass wir die positiven Sachen aufsaugen und die negativen hinterfragen. Es gibt  diese typischen Übers-Wetter-Nörgler, die immer jammern und das Positive gar nicht wahrnehmen. Das ist unsere Message, die wir den Leuten mit dem Album und auf der Bühne sagen wollen Mit dem Song „Wild Wild West“ sprechen wir den wilden Westen, in dem wir leben, an. Da geht es darum, kritisch zu sein und das zu hinterfragen, was als normal wahrgenommen wird, aber nicht mehr normal ist.

Man ist eher überrascht, wenn man in der U-Bahn angelächelt wird oder einem die Tür aufgehalten wird – was eigentlich schlimm ist, weil es eigentlich etwas völlig Normales sein sollte. 

Heute wird ein Türaufhalten oder ein Lächeln schon als Flirt gesehen, was verdeutlicht, wie verdreht die Welt ist.

Ihr habt in einem Interview erwähnt, dass ihr irgendwann wohl auch mal erwachsen werdet. Inwiefern wollt ihr das bzw. inwiefern nicht? 

Im Moment wollen wir es noch nicht. Man sollte schon ein bisschen Kind bleiben, damit man mehr genießen kann. Wenn man zu schnell erwachsen wird, versteift man sich. Gerade jetzt auf Tour ist es wichtig, dass wir entspannen und locker bleiben. Für das Erwachsenwerden nehmen wir uns noch ein bisschen Zeit.

Erwachsensein ist eine Eigendefinition.

Für jeden ist es etwas Anderes. Für den Einen bedeutet es, Kinder zu bekommen, und für Andere bedeutet es einen fester Job oder das Ausziehen. Wir meinen damit auch, dass wir den Spaß und die Freude am Leben nicht verlieren. Wenn man erwachsen ist, dann kann man auch noch ein gutes Leben haben. Man muss es nur mit anderen Augen sehen.

Wenn man einem Kind sagt „Geh mal da hin, da gibt’s was Süßes“, dann läuft das Kind sofort da hin und hinterfragt nicht. Wenn man uns sagt „Geh mal ins Backstage, da gibt’s was“, dann sagen wir uns „Erstens, es gibt nichts umsonst“ und „Zweitens: was kostet das?“

Was wir sagen wollen, ist, dass man auch mal ein Risiko ein- und auf das Leben zugehen muss. Auch, wenn es im ersten Moment nicht immer rosig ist, entwickelt sich davon etwas Positives, worauf man aufbauen kann.

Womit sich der Kreis wieder zu „Akita Mani Yo“ schließt, dass man mit offenen Augen durch’s Leben gehen sollte. 

Genau. Und man darf sich selber keine Grenzen stecken, sonst verliert man den Spaß.

Was ist das Schönste und zugleich Unschönste am Tourleben? 

Dass man keinen festen Ort hat, an dem man sich umziehen, an den man kommen und sich fertig machen kann. Man muss immer aus dem Koffer leben. Es ist natürlich eine gute Erfahrung, aber eben auch lästig. Aber einige von uns sehen das auch positiv.

Wenn ihr als Band zusammen in den Urlaub fahren würdet – wohin wäre das? 

Ans Meer. Wir müssten eine Welt erschaffen, in der es alles gibt. Meer, aber auch so ein paar Elche, die rumlaufen.

Aber wir würden keinen Ballermannurlaub machen. Eher mit Lagerfeuer. Wir haben davon schon letztes Jahr geträumt, dass wir wohin fahren, wo es nichts gibt, sondern wo wir einfach am Steg chillen können.

Welche Dinge machen euch Angst, was bringt euch am meisten in Rage und was heitert euch auf? 

Angst nicht, aber eher Bedenken darüber, dass man, je mehr man in das Business reinkommt, eher darauf achten muss, was man sagt, tut, wohin man geht. Das ist eine Erfahrung, mit der man neu umgehen muss. Man weiß zwar, dass sich etwas ändern wird, aber dann kommen Dinge, auf die man nicht vorbereitet ist.

Auf Tour bringt uns am meisten in Rage, dass man immer warten muss, bis das Bad frei ist. Das nervt einfach, aber da muss man durch. Wir haben keine getrennten Zimmer, hängen immer aufeinander und da knistert es schon auch mal. Aber am Ende trinkt man abends ein Bier und alles ist wieder gut.

Was cool ist, dass oft auf’s Album bezogene kritische Fragen gestellt werden, und es ist schön, dass die Leute, die unsere Musik mögen, diese richtig verstehen. Und wenn die Intention, die man hat, ebenfalls verstanden wird, das ist sehr aufheiternd.

Ihr seid erstmal noch auf Tour – was kommt danach? 

Chillen. Erstmal müssen wir das sacken lassen, verarbeiten, dann kommt die Songwriting-Phase. Weitermachen, weil wir viel sammeln, viele Eindrücke mitnehmen.

(A.E.)