Ta fête – Stromae am Donnerstag im Münchner Zenith

Er ist groß und schlaksig und passt so gar nicht in das Korsett der Konventionen seiner Musikrichtung. Zwischen Pop, Hip Hop und Elektro, betritt Stromae mit schwarzer Hose, weißem Hemd, meliertem Cardigan und schwarzer Fliege die Bühne.

21 Uhr, es ist noch dunkel auf der Bühne, die Menge tobt, denn im Dunkeln steht Stromae alias Paul Van Haven. Licht, Mikrofon, Beat an, „Ta fête“. Der Bass lässt die Halle beben. Lichteffekte, die Augen finden keinen Fixpunkt. Sofort kristallisiert sich die französische und belgische Fraktion der Menge heraus, doch es soll nicht ausschließlich eine französisch angehauchte Veranstaltung werden. Mit lieblichem Akzent versucht Stromae, mit der englischen Sprache die Verbindung zur Gesamtheit seiner Besucher herzustellen, was ihm teils gut, teils weniger gelang.

Zwischen den mehreren anwesenden Nationen entstehen Missverständnisse, wie etwa, als er sein Publikum in ein Lied einzubringen versuchte. Oder beim Einbringen von französischem Humor, welchen der deutsche Teil des Publikums nicht ganz zu verstehen vermochte. Dies führte allerdings nicht zum Stimmungscrash, im Gegenteil.

Den Feierkontext schaffte er mit den bekanntesten Songs seines aktuellen Albums „Racine carrée“: „Ave cesaria“, „Violence or peace“ (von seinem letzten Album „cheese“), „Bâtard“, gewaltigem Charisma, Energie und extravaganten Tanzmoves. Für jedes Lied versetzt er sich mittels Verkleidung und Schauspiel in den Liedkontext und orientiert sich stark an seinen Musikvideos: „Papaoutai“, „Formidable“ oder „Tous les mêmes“ erinnern an eine skrupulös durchdachte Szenerie, fast wie in einem Musical.

Das Besondere an Stromae: Er lässt Gesellschafts- und Sozialkritik tanzen. Zwischen „Humain à l’eau“, „Alors on danse“ oder den rassismuskritischen Übergangsvideos, in denen ein schwarzer Affe in einem System herum springt, entsteht eine traurige Diskrepanz im Ironiemantel.

Einer Tatsache kann man sich sicher sein: Keines seiner Lieder ist aussagelos.

Nach Zugabenforderung des Publikums spielt er „Merci“, im Anschluss folgt traditionell „Tous les mêmes“ in acapella, welches ein weiteres Mal seinen amüsanten und unerschütterlichen Humor bewies und den Abend entspannt ausklingen lässt.

Ein großartiges, vollkommenes Konzert historischer Sticheleien, Humor, Melancholie, Tanzbarkeit und guter Laune. (ASK)