The 1975 im Zenith München – Elektro-Pop im Boybandstil

Mit viel Power legen die 1975 los, das Publikum ist jung, leicht zu begeistern und klatscht und singt dementsprechend enthusiastisch von Anfang an mit. Ein guter Start, überzeugen tut auch die Lightshow, zu jedem Song ein anderes Farbkonzept mit vier Lichtsäulen auf der Bühne und Elementen an der Decke und der Rückseite der Bühne. Nach den ersten Minuten ist dieses Konzert schon sehr vielversprechend, auch wenn der dauerhafte Kreischpegel etwas zu penetrant ist, um ihn wirksam auszublenden.

Anschließend wird die Band ruhiger, spärische Synthie-Klänge werden von starken Beats getragen und die regelmäßigen Kreischanfälle sorgen dafür, dass keine Müdigkeit aufkommt. Ist halt eine Elektro-Pop Boyband, das trifft einen Nerv bei der Jugend, vor allem die Untermalung des Synthesizers, die irgendwie an die 80er erinnert –  ein Jahrzehnt, das für das Publikum größtenteils wohl nur eine Legende aus dem Mund ihrer Eltern ist, aber gerade deswegen so verführerisch.

Verführerisch wie der Sänger, der mit seinem Lockenkopf einige Köpfe im Publikum verdreht. Seine Ansagen werden mit begeistertem Kreischen quittiert, meistens bevor er überhaupt wirklich etwas gesagt hat, aber 16jährige Mädchen verstehen ihr Idol eben auch, ohne der englischen Sprache mächtig zu sein. Doch Matthew Healys leicht irritiertes Lachen nach solchen Unterbrechungen macht ihn sehr symphatisch.

Und dann kommt auch wieder ein Song, der Lust auf schnelles Tanzen macht, und tanzen können die jungen Leute auf jeden Fall. Irgendwo stürzt der Notarzt in die Menge und birgt einen überwältigten Fan – Da war die Aufregung einfach zu viel.

Letztendlich ist man dann aber doch überrascht: Der Live-Sound der Band ist irgendwie erwachsener als die Studio Versionen der Songs und das junge Publikum erwarten lassen würden. Tanzbar ist das Ganze jedenfalls, und der Drummer vollbringt eine Glanzleistung, er treibt die Musik an und schafft es, alle zu begeistern. Eine Band, deren Konzerte man sicher auch in zehn Jahren noch gerne besuchen wird – Bis dahin ist auch das Publikum hoffentlich aus dem kreischenden Teeniealter raus.(M.S.)

Fotos The 1975