The Living im Interview – „ EPs sind Momentaufnahmen von dem, wer wir sind“

Wir haben The Living bei ihrem EP Release Konzert im Feierwerk getroffen und mit ihnen über Geschwisterbeziehungen, Tourgeschichten und die Münchner Musikszene gesprochen.

Ihr sagt selber so schön dass ihr aus zwei Geschwisterpaaren und einem adoptierten Gitarristen besteht. Welche Vor- und Nachteile ergeben sich aus diesem familiären Hintergrund?

Simon: Ich kann das mal als Außenstehender betrachten: Ich finde, dass zwischen Geschwistern die Kommunikation einfach anders ist, also auch teilweise ohne Worte  funktioniert. Ich fühle mich dabei aber überhaupt nicht ausgegrenzt, sondern im Gegenteil, ich fühle mich als Teil der großen Familie und deswegen finde ich, ist das ein klarer Vorteil.

Karlo: Was ich auch gemerkt habe auf der Tour ist, dass es mit dem eigenen Bruder oder der eigenen Schwester nochmal anders ist. Wenn man dann zwei Wochen unterwegs ist, war es für mich cool zu sehen, meine Schwester ist dabei, die ich jetzt auch schon 21 Jahre lang kenne. Das ist ein ganz anderes Gefühl, da kann man sich besser zurückziehen und hat eine andere Ansprechperson, als die anderen drei.

Jojo: Da ist schon eine andere Verbindung zur Schwester, das hat sich dadurch, dass wir relativ lange unterwegs waren, als sehr sehr positiv herausgestellt. Weil man einfach jemanden hat, den man schon sein ganzes Leben kennt.

Also empfindet ihr das als positiv und nicht als zusätzlichen Konfliktpunkt?

Jojo: Nein, die Geschwisterkonflikte bleiben da draußen. (lacht)

Katrin: Und selbst wenn man sich als Geschwister mal streitet, dann vergibt man sich schneller, weil man sich so gut kennt.

Was hat sich in den zwei Jahren seit eurer ersten EP verändert?

Jojo: Die ganze Vorbereitung und wie wir an die EP herangegangen sind war viel geplanter, viel organisierter. Und auch was wir drumherum gemacht haben, dass wir jetzt unterwegs auf Tour waren, das war länger geplant und nicht so spontan wie bei der ersten EP.

Simon: Bei der ersten EP haben wir gesagt, Hey lass mal ne Platte aufnehmen!, und das haben wir gemacht und dann haben wir die irgendwie noch so halbwegs released, aber es war  kein Konzept dahinter. Das ist bei der zweiten auf jeden Fall anders.

Karlo: Auch musikalisch ist es gereifter. Wir haben uns mehr Gedanken bei der Aufnahme gemacht, wir haben mehr diskutiert, wie es überhaupt klingen soll, wohin wir gehen wollen, wer wir sein wollen – das ist auf jeden Fall anders gewesen.

Wie ist der Titel eurer EP, „Open Stories“, zu verstehen? Was bedeutet das für euch?

Karlo: EPs sind Momentaufnahmen von dem, wer wir sind, oder von der Musik, die wir machen; Von der Zeit, die wir gerade hinter uns haben. Und da das Leben ja nach einer EP nicht zu Ende ist, aber die Songs immer eine Geschichte erzählen, denke ich, dass es viele Geschichten gibt, die noch weitergehen, offene Geschichten, die ihr Ende vielleicht noch nicht gesehen haben. Deswegen Open Stories.

Ihr habt in den letzten zwei Jahren eine ganze Menge Konzerte gespielt. Seid ihr da überhaupt noch aufgeregt, wenn ihr auf die Bühne geht?

Katrin: Doch, ja. Es gibt ja immer gute und nicht so gute Konzerte und wenn man das letzte Mal kein sonderlich gutes Konzert hatte, dann macht man sich natürlich schon Gedanken, oh Gott dieses mal muss ich es viel besser hinkriegen als das letzte Mal. Wir werden wahrscheinlich nie wirklich zufrieden sein mit dem, was wir auf der Bühne liefern, weil wir denken, es kann auch immer besser sein.

Simon: Und wir haben gemerkt, wenn man aufgeregt, beziehungsweise angespannt ist davor, wirkt sich das eigentlich eher positiv auf die Leistung auf der Bühne aus.

Katharina: Wenn man da so Larifari reingeht dann ist das nur runtergespielt und das fühlt sich auch für uns nicht so gut an.

Also ist das immer noch was Besonderes?

Simon: Genau, und das soll es auch immer bleiben!

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Ihr ward gerade auf eurer ersten Deutschland-Tour, wie war das für euch?

Simon: Das war ultra nice!

Katharina: Es war eine krasse Erfahrung, zu fünft zweieinhalb Wochen unterwegs zu sein, und auch den ganzen Tag miteinander zu verbringen. Das hatten wir vorher noch nicht so, wir sehen uns zwar schon oft, aber nicht 24 Stunden am Stück.

Simon: Wir sind einander ausgeliefert! (lachen)

Katrin: Es war auf jeden Fall eine coole Erfahrung. Es sind natürlich auch viele lustige Geschichten passiert und bei solchen Erfahrungen wächst man näher zusammen.

Lustige Geschichten?

Katrin: Ich weiß nicht ob das nur für uns lustig ist, aber auf der Autobahn ist uns gleich mal zu Anfang der Tour plötzlich der Scheibenwischer abgeflogen.

Simon: Das war aber in der Mitte.

Katrin: Ach keine Ahnung. Man verliert das Zeitgefühl, auf der Tour, ist mir auch aufgefallen. Aber egal, jedenfalls ist uns der Scheibenwischer weggeflogen. Es hat unglaublich doll geregnet und wir durften nicht weiterfahren, wir mussten mit dem ADAC telefonieren und die wollten uns wegen einem Scheibenwischer abschleppen. Aber dann hat es zum Glück aufgehört zu regnen und wir konnten in die Werkstatt fahren und haben einen neuen Scheibenwischer bekommen.

Jojo: An dem Abend hatten wir auch keinen Gig mehr.

Simon: Glücklicherweise, sonst wären wir viel zu spät gekommen, wir sind statt geplant um 6 erst um 10 angekommen.

Ihr habt den Sprungbrett Wettbewerb des Feierwerks 2014 gewonnen und seid in dem Förderprogramm BY-on des Freistaats Bayern. Solche und viele andere Angebote fördern junge Münchner Bands und sorgen für eine große Münchner Musikszene. Was bedeutet diese Musikszene für euch?

Simon: Die ist viel größer als man erst mal meint!

Karlo: Die Bedeutung ist natürlich groß – gerade dadurch, dass diese Musikszene in München in den letzten Jahren so floriert, konnten wir mit auf den Zug aufspringen.

Simon: Wir sind ja, wie du gesagt hast, bei BY-on, das bringt uns schon extrem viel. Wir können da Know-How abgreifen, durch verschiedene Workshops, andere Bands kennen lernen und einfach mal sehen, wie es die anderen machen und für uns was davon mitnehmen.

Jojo: Auch durchs Feierwerk haben wir so viel mitgenommen. Vor dem Sprungbrett Wettbewerb hatten wir noch nie in München gespielt. Da haben sich für uns wirklich einige Türen geöffnet.

Hättet ihr euch noch mehr Förderungen gewünscht? Habt ihr da noch eine Idee oder einen Anstoß?

Katrin: Ich kann mir gerade nichts vorstellen.

Simon: Wir haben eigentlich an Förderung sehr sehr viel genossen und genießen immer noch, da kann man keine Kritik an irgendwas üben.

Karlo: Man muss sich nur trauen zu fragen. Das ist tatsächlich eine Sache, die vielleicht viele Musiker gar nicht machen wollen, weil sie denken, sie sind zu cool oder sie brauchen das nicht. Aber wir haben erfahren, wenn ihr Förderungen kriegt, dann nehmt sie und fragt nach, weil das hilft brutal.

In dieser Musikszene kennt man sich gut, und sowieso heißt es immer, München ist ein Dorf. Eure Meinung dazu?

Simon: Stimmt!

Jojo: Ja, stimmt. Wir haben letztes Jahr ziemlich viel in München gespielt und natürlich auch öfter mal mit den gleichen Bands, man sieht sich immer wieder und man schätzt sich und mag sich. Es ist sehr cool, hier in München Musik zu machen.

Wenn ihr euch einen aktuellen Musiker oder Band aussuchen könntet, der euren nächsten Song featured, wer wäre das?

Katrin: Da müssen wir uns kurz absprechen. (lacht)

Simon: Das wäre wahrscheinlich bei jedem jemand anders.

Karlo: Aber wenn wir fünf uns auf einen einigen müssten dann wäre das unsere aktuelle Lieblingsband, die Kytes. Die passen stilistisch gut zu uns und das wäre für uns alle fünf zusammen eine gute Lösung.

Simon: Auf die Kytes können wir uns auf jeden Fall alle fünf einigen.

Katrin: An die haben wir glaub ich auch alle gedacht.

(M.S.)