TOM ODELL – Die Rückkehr der kreischenden Horden

Tom OdellDen Abend eröffneten heute die aus Toronto eingeflogenen „Jane´s Party“. Der bescheuerte Bandname sollte keine negativen Rückschlüsse auf die Musik der Kanadier zulassen. Mit ihren rhythmischen und mehrstimmigen Songarchitekturen wussten die vier Jungs nämlich durchaus zu überzeugen. Mittlerweile sind solch musikalische Anekdoten im Stile der Strokes oder Vampire Weekend getrost dem verstaubten und antiquierten Indie-Rock zuzuschreiben, was gepaart mit den bunten Hawaiihemden der Bandmitglieder äußerst prall wirkte. Toller Einheizer!

Einst nahm Landsmännin Lily Allen ein junges Ausnahmetalent am Flügel in ihre Obhut und hatte damit genau den richtigen Riecher. Aus Tom Odell ist mittlerweile ein geschätzter und vor allem erfolgreicher Bandleader geworden, der mit „Another Love“ einen werbewirksamen Charteinstieg einheimsen konnte.

In dessen Folge wurden  drei Longplayer und drei EP´s veröffentlicht. Zum heutigen Anlass pilgerten vornehmlich weibliche Fans in die Tonhalle (allenfalls ein paar genervte Lebensgefährten waren anwesend, die nun ihr Weihnachtsgeschenk in Form der Tom Odell-Konzerttickets sichtlich bereuten). In dezentem Licht startete Odell solo zu „Jubilee Road“, langsam groovte sich die Band ein und spätestens beim zweiten Song „I Know“ war der Extase im Zuschauerraum kein Einhalt mehr zu gebieten. Der überragende Sänger und Perfomer Odell schnuckelte gekonnt und weltmännisch auf der Bühne umher und überzeugte neben allen Äußerlichkeiten aber nicht zuletzt durch blitzsaubere Intonation und innbrünstige Stimmkraft sowie filigranen Tastenanschlag.

Der Klang war überdies nahezu perfekt. Insgesamt 15 Songs zählte die Setlist, die Zugabe wurde durch „Another Love“ und „Somehow“ beschlossen. Streckenweise fühlte man sich an ein Konzert einer Boygroup aus den frühen 1990ern erinnert, als zusammengecastete Bands, bestehend Hupfdohlen und Stereotypen, die Herzen von abertausenden Teenagermädels schneller schlagen ließen. Der entscheidende Unterschied zu damals lag  heute aber in der dargebotenen Kunst und die war und ist einfach – objektiv betrachtet – auf einem sehr hohen Niveau. Well done.(ODI)

Fotos Tom Odell

Fotos Jane’s Party