Von der Noblesse der Melancholie – Placebo in der Olympiahalle München

München, 20.11.13.   Lange war es still um die britische Band Placebo. Dieses Jahr im September meldeten sie sich mit ihrem neuen Album “Loud Like Love” zurück, welches durch sozial-und gesellschaftskritische Themen für Furore sorgte.

Toy als Opener konnte wenig überzeugen, umso gespannter waren die Fans auf Placebo. Sie ließen auch nicht lange auf sich warten und kamen unter lauten Jubelrufen auf die Bühne. Sänger Brian Molko gewohnt androgyn schien anfangs ein wenig reserviert, doch je weiter das Programm fortschritt, desto gelöster wurde die Atmosphäre.

Besonders bejubelt wurden die alten Songs. Die, mit denen wohl eine Menge Fans viel Privates verbinden. Es sind die typischen Placebo-Klänge, welche auch noch nach all den Jahren Gänsehaut hervorrufen. “Every you, every me” und auch “Bitter End” sind da zu nennen, welche diesen Sound inne haben, der vor Melancholie geradezu überladen scheint und dennoch mit Leichtigkeit gespielt wird.

Auf der Bühne gibt es keine große Show, die Musik steht für sich selbst, die Stimme von Molko und die instrumentalen Parts reichen aus, damit man sich in der Musik verlieren kann. Vielleicht ein wenig schmerzhaft oder bittersüß die Erinnerungen, welche hochkommen. Gänsehautmomente bei “Song To Say Goodbye”, Mittanzen bei “Infra Red” – eine ambivalente Mischung aus Songs, welche Sensibilität und Brillanz inne haben. Sie sind nicht dafür da, um sie nebenbei zu hören, sondern um sie zu verinnerlichen.

Was man als Zuschauer vielleicht als Reserviertheit hätte abtun können, schien reine Konzentration gewesen zu sein: Placebo halten sich nicht mit langen Reden oder Anekdoten zwischen den Songs auf, sie spielen ihre Musik. Für diejenigen, welche von den Melodien abgeholt werden. Für jeden Moment ist das Passende dabei – und es passt perfekt, denn jede Textzeile berührt.

Dass sie live anders klingen als auf ihren Alben, ist nicht etwa fehlendes Können, nein. Sie performen ihre Songs – für ihre Fans. Ein recht abruptes Ende leitete über in mehrere Zugaben und viel zu schnell verabschiedeten sich die Briten. Es fehlten ein paar Songs vom neuen Album, was dem geschuldet ist, dass viele Songs orchestrale Passagen haben, was auf der Bühne in dem Rahmen nicht umzusetzen war.

Ein Konzert, welches recht karg besucht war und trotzdem in Erinnerung bleiben wird. Placebo schickten ihre Zuschauer mit einem warmen Gefühl nach Hause. Und mit Melodien, die noch lange nachklingen werden.(A.E.)

Fotos Placebo