Weichspülpop at its best – Adam Lambert im Kesselhaus München

Adam Lambert ist dafür bekannt, samtig weiche Konzerte mit knackigen Beats zu spielen, seine Fans in Verzückung zu versetzen und doch recht durchgestylte Shows zu geben.

Auch so an diesem lauen Frühlingsabend im ausverkauften Kesselhaus München.

Eveline aus Berlin als Support legte vor und bot mit einer Mischung aus Pop und rockigeren Elementen einen passablen Anfang. Noch etwas spröde und angestrengt wirkte das Mitklatschen in den ersten Reihen, was sich aber änderte, sobald Adam Lambert, von ungeduldigen “Adam!”-Rufen begleitet, etwas verspätet die Bühne betrat. Die ersten Reihen waren der Ohnmacht nahe.
Pathetisch, und vielleicht etwas zu sehr stroboskopüberlastet, startet die Show, “ADAM” prangt in großen Lettern auf der Leinwand hinter der Bühne und schon kreischen Fans und Sänger um die Wette.

Man kennt Adam Lambert aus der achten Staffel von American Idol, in welcher er den zweiten Platz belegte. Und genau so gibt er sich auf der Bühne – er ist ein Castingshowtalent durch und durch, was nicht zwingend negativ ist. Das Negative daran wird vor allem beim Merchandise deutlich, denn am Stand wurden Hoodies und Sweater für gepfefferte 55 und 70 Euro verkauft. Die dazugehörigen “Pants” kosten ebenfalls 70 Euro. Ob sich da das Dollarzeichen einfach durch das für Euro ersetzt wurde, kann bloß zu hoffen sein.

Gesanglich und auch musikalisch talentiert ist Lambert durchaus, er zeigt, dass er vor allem sehr laut singen kann. Letztes Jahr war er noch als Freddie Mercury-Double auf Tour, was einige Verwirrung, Empörung und auch positives Erstaunen hervorrief – nun ist er auf “The Original High”-Tour. Er sieht ein bisschen geleckt aus, ein bisschen zu perfekt, was seinem Image allerdings nur zugute kommt.

Die Zuschauer sind begeistert, es ist das typische Antenne Bayern-Publikum, und überglücklich. Die ersten Reihen machen mit, hinten steht man. Und nickt maximal mit dem Kopf mit, das höchste der Gefühle ist, den Fuß auch noch zu bewegen.

Gute Laune-Musik ist es definitiv, begleitet von eher flachen Texten, die, melodisch begleitet, durchaus einen tiefgründigen Eindruck zu evozieren vermögen. Lieb säuselt der 34-Jährige mit seinem Publikum, das ganz verzückt ist. Er hält sie bei Laune mit Show und Musik. Doch man fragt sich, wie echt das alles noch ist. Eine dicke Schicht Everybody’s Darling, Zucker und Fake scheint über dem zu liegen, was die Basis ist – und die gibt enttäuschenderweise nicht viel her. Zu glatt sind die Harmonien, es gibt nichts, das dem Zufall überlassen bleibt. Man weiß nicht, was oder wer er versucht, zu sein: Michael Jackson, Freddie Mercury, Robbie Williams oder Sam Smith. Eine kurios anmutende Mischung aus allem, maßgeschneidert für 2016. Oh, America!

Nichtsdestotrotz weiß Adam Lambert, wie er sein Publikum, das völlig hingerissen mitsingt und mitklatscht, entertaint. Thank you, American Idol.(A.E.)

Foto: Warner Music