WILLIAM FITZSIMMONS & JOSHUA RADIN – Ein Abend für Paare und viele, (zu) viele Gefühle!

William FitzsimmonsDas der Herbst Einzug hält, merkt man daran, wenn die Tage kürzer werden, das Laub von den Bäumen fällt und die Temperatur sinkt. In dieses Bild passt die Tour-Kollaboration zwischen den beiden US-Songwritern Fitzsimmons und Radin, welche im gut gefüllten Technikum Station machte.

Die Bühne wirkte dem Anlass entsprechend recht aufgeräumt, lediglich ein paar Mikroständer, DI-Boxen und ein Keyboard waren lose verteilt worden. Pünktlich setzte ‪Joshua Radin‬ dann mit seinem engelsgleichen Gesang und der filigran gezupften Gitarre zu einem knapp einstündigen Set an. Stimmung kam immer dann auf, wenn zum 4/4 Takt mitgeklatscht werden durfte. Der Mann hatte das Publikum im Griff und sichtlich Spaß bei der Arbeit.

Als ‪um 22 Uhr‬ dann der Hauptakteur des Abends die Bühne betrat, wurde es einem schlagartig ein wenig kälter ums Herz. Zunächst setzte Fitzsimmons zum Gesang an, bemerkte aber recht schnell, dass sein Mikrokabel nicht eingesteckt war und musste von Vorn anfangen. Die folgende Ansage machte wenig Mut: „It´s been a real shitty year for me… But the good news is, that it´s getting even more depressive.“ Auch wenn Fitzsimmons versuchte, seine schlechte Laune in ein Gewand aus trockenem Humor zu hüllen, war dies doch ein wenig viel der Koketterie. Es setzte sich fort, indem er nach dem dritten Song erzählte, dass sich nach Abschluss der Arbeiten am aktuellen Album „Mission Bell“ herausstellte, dass sein Kumpel und Bandkollege bereits zu diesem Zeitpunkt eine Affäre mit seiner – Fitzsimmon´s – Ehefrau hatte. „So, that wasn´t supercool…“, sein Kommentar hierzu.

Als endlich alles gesagt war, wagte sich der rauschbärtige Schrat an eine sehr entschleunigte und deshalb diffizile Coverversion des Redneck-Klassikers „Sweet Home Alabama“. Es folgte eine Werkschau aus alten und neuen Songs, mehr Musik als depressive Plattitüden.

Aber irgendwie wirkte alles ein wenig inszeniert, für die vielen Paare im Publikum regten die wunderbaren Melodien – transportiert von Fitzsimmon´s überaus gefühlvoller Stimme – dennoch zum Kuscheln und Mitwippen an. Für Menschen, die auf Solopfaden unterwegs sind und einfach einen schönen Konzertabend verbringen wollen, kann die Nadel, mit welcher der Barde ins Herz eines jeden Hörers sticht, aber durchaus – je nach Stimmungslage – schlimmere Konsequenzen haben. Im Zusammenhang mit Opiaten spricht hier wohl von einem sogenannten „Downer“. Man fühlte sich jedenfalls nicht unbedingt wohl. Mit jeder Ansage und jeder weiteren, höchst melancholischen Textzeile legte sich ein dunkler Schatten über das Technikum.

Viele Zuhörer kämpften verbissen um Stille im Saal, übertönten mit dauerndem „Schhhhh“ und „Psssst“ aber jeden Räusperer und jedes noch so kleine Flüstern. Das alles störte ‪William Fitzsimmons‬ nicht. Seine Musik geht unter die Haut und wenn man bereit ist, dies zuzulassen, kann man glücklich auf einer Welle der Traurigkeit surfen.
Verbittert und den Tränen nahe ließ Fitzsimmons sein Publikum zurück… es war prächtig!(ODI)

Fotos William Fitzsimmons

Fotos Joshua Radin