Zweites Album „Tides“ von Claire birgt Überraschungen

claire_tides_coverClaire melden sich nach vier Jahren mit ihrem neuen Album „Tides“ zurück und die Fangemeinde erwartet viel, nicht zuletzt auch deshalb, weil „The Great Escape“ ein aufregendes, buntes und beinahe zauberhaftes erstes Meisterwerk war. Als aufregende Newcomer machten sie bereits 2012 in München von sich reden, bevor sie die Bühnen der Welt bespielten. Die Spannung steigt bereits beim ersten Song von „Tides“: „Friendly Fire“ ist der Opener und plötzlich folgt Ernüchterung. Was ist passiert? Wo sind die großflächigen Sounds hin, die genialen Hooks, die treibenden Beats und das einzigartige Gefühl von „Das sind Claire“?

Zu beobachten ist jedoch bei jedem einzelnen Song, dass sich das Elektro-Pop-Quintett musikalisch weit aus dem Fenster gelehnt hat und erwachsener geworden ist, was vielleicht auch daran liegen kann, dass Claire zum ersten Mal mit einem externen Produzenten gearbeitet hat uns somit die Einflüsse von Depeche Mode, Scissor Sisters und Florence & The Machine durch Dave McCracken unverkennbar sind. Trotz des etwas lauwarmen ersten Songs können andere Tracks wie „Masquerade“ mit seinen Funk-Elementen und dem träumerischen „The Crash“ absolut überzeugen.

 

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Vielleicht ist es auch den Hörgewohnheiten geschuldet, dass man von Bands immer das Gleiche fordert und erwartet, sodass eine musikalische Veränderung beinahe eine Beleidigung des individuellen Geschmacks bedeutet, doch hier darf man Claire keinen Vorwurf machen und muss noch einmal genauer hinschauen: Claire ist eine Band, die in ihrer bisher noch kurzen Geschichte durch viele Höhen, aber auch niederschmetternde Tiefen gegangen ist (2014 wurde der Band ein Transporter mit dem kompletten Equipment gestohlen) und in einer Zeit, deren Überangebot an Musik riesig ist, trotzdem mit richtig guten Songs glänzen kann. Beste Beispiele des neuen Albums dafür sind „Drowning“ und auch „Two Steps Back“. Die Stimme von Josie-Claire Bürkle schwebt dabei immer ein bisschen über allem, ist mal lieblich, mal unnahbar und dann auch wieder sehr sexy. Wiedererkennungswert ist das Wort, welches sich die Münchner Band auf die Fahne schreiben darf und das ist in der heutigen Zeit absolut keine Selbstverständlichkeit mehr.

Auch, wenn „Tides“ neu und anders anmutet, so finden sich hier musikalische Glanzstücke, die sowohl daheim als auch im Club richtig platziert sind.(A.E.)