Tom Beck im Interview – „Auf Englisch verzeiht die Sprache einfach viel mehr“

Tom Beck im Interview

Trotz Bayernspiel erzählt uns Tom Beck vor seinem Auftritt im Münchner Technikum in einem kurzen Interview von fliegenden Pinguinen, seinem neuen Album, Hochs und Tiefs und der Entscheidung, deutsche Texte zu schreiben.

In deinem Song „Pinguine“ heißt es: „Wenn du mir vertraust, können wir Pinguine fliegen sehen.“ Was hat es mit dieser Metapher auf sich?

Tom: Auf die Metapher bin ich in diesem Zusammenhang gar nicht selbst gekommen. Ehrlich gesagt habe ich das Bild schon länger im Kopf. Vor ungefähr zwei Jahren hat die Freundin meines besten Freundes im Zoo gefragt, wieso die Pinguine nicht wegfliegen. Die sind ja ganz frei, es gibt keinen Käfig. „Ernsthaft?“, hat ihr Freund geantwortet, „die können nicht fliegen.“ Peinlich. Also das war jetzt keine schlimme Frage, aber ich fand es halt süß und hätte es noch süßer gefunden, wenn seine dreijährige Tochter das damals gefragt hätte. Das würde man eher erwarten. Er hat dann erstmal gegoogelt: Pinguine haben Flügel, aber sind zu schwer und haben das Fliegen verlernt. Die Metapher heißt: wenn du mir vertraust, wenn ich dich leiten kann, wenn wir zusammen halten und als Team durchs Leben gehen, dann können wir alles schaffen. Dann können wir auch irgendwann, Pinguine fliegen sehen.

Du wirst dieses Jahr ein neues Album veröffentlichen, was kannst du uns im Vorfeld schon darüber verraten?

Tom: Was wollt ihr denn wissen?

Du hast zur Ankündigung deines Albums ein Bild mit Robbie Williams gepostet, gibt es einen Zusammenhang?

Tom: Lacht. Absolut nicht. Ich dachte, ich mache einfach mal ein bisschen PR, warum auch nicht. Das war tatsächlich ein klassisches Fan-Foto. Ich habe Robbie in einem Einkaufszentrum in LA getroffen. Dann hat meine Frau mich überredet, hinzugehen. Ich bin auf ihn zugelaufen und er hat schon von weitem gesehen, dass da so ein irrer Fan kommt. Ich so: „Hi“. Und er so: „Hi, what ́s up?“ Ich hatte einen richtigen Fan-Moment. Dann hab ich ihn gefragt, ob ich ein Foto machen kann. Ich war auch schon auf drei seiner Konzerte und bin ein mega Fan. Dann hab ich geschrieben, dass ich ein neues Album rausbringen werde und was es mit Robbie Williams auf sich hat, werdet ihr dann schon erfahren. Jetzt wisst ihr ́s ja: nämlich nichts. Lacht.

Kannst du uns noch etwas zum Sound des neuen Albums verraten?

Tom: Ihr werdet heute schon fünf Songs vom neuen Album hören. Direkt der erste Song nach dem Intro, „Weg Zum Mond“ ist neu. „360 Grad“, „Wir Gehen Den Weg Zusammen“ und „Konkret“ sind, neben „Pinguine“ natürlich, die neuen Songs, die wir heute Abend spielen. Der Sound ist wieder handmade, ich wollte wieder einen organischen Sound produzieren. Das Album haben wir fünf Tage lang mit Band im Studio aufgenommen. Klar ist das dann auch editiert und programmiert, so dass es einen modernen Appeal hat, aber dieses Bandgerüst ist mir schon wichtig. Hört ́s euch an!

Du bist deiner alten Linie also treu geblieben.

Tom: Naja, treugeblieben nicht, das neue Album ist poppiger und klingt fetter als das letzte Album, glaube ich. Es ist vom Songwriting ein bisschen strukturierter, aber schon auch wieder mit Gitarren und wieder ein erdiger Sound.

Du bist ja Musiker und Schauspieler gleichzeitig, hast also zwei große Leidenschaften. Wenn du auf einer einsamen Insel ausgesetzt werden würdest, wofür würdest du dich entscheiden: für einen guten Film oder für eine gute CD?

Tom: Ich würde eine Gitarre mitnehmen. Ich müsste ja sonst immer die gleiche CD hören oder den gleichen Film anschauen. Mit einer Gitarre könnte ich mir jeden Tag meine eigenen Songs spielen und schreiben. Unfassbar, was da rauskommen würde, wenn man ein ganzes Jahr mit einer Gitarre alleine auf einer Insel wäre. Da kommst du bestimmt mit 700 Songs zurück. Das wäre geil.

Heute ist dein vorletztes Konzert der aktuellen Tour. Kannst du uns von den Hochs und Tiefs erzählen?

Tom: Wenn wir mit den Tiefs anfangen, können wir über meinen Drummer reden. Hier kommt er gerade angelaufen. Der Typ ist die absolute Katastrophe. Das ist bei ihm auch eher eine Art Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Lacht.

Drummer: Ich kann euch sagen, was das Tief ist: die Bezahlung. Lacht.

Tom: Lacht. Ja, die Bezahlung ist tief. Die Stimmung ist hoch. Lacht. Zurück zum Ernst. Der erste Gig war ein Tief. Die halbe Band war krank. Da waren wir natürlich viel mit uns selbst beschäftigt. Ab dem 5. Gig war ich dann auch krank. Ich bin jetzt immer noch verschnupft, oder leicht belegt, wie ihr hört. Aber jetzt fühle ich mich wieder einigermaßen gut. Ich weiß gar nicht, wie ich die Gigs der letzten Woche gesungen habe, weil da war alles zu. Aber irgendwie ging es dann doch. Das ist eine schöne Tour, ein schönes Set. Wir haben sehr viel positive Resonanz bekommen und die Jungs spielen teilweise schon seit zehn Jahren mit mir in einer Band, das ist wie eine Klassenfahrt. Damals haben wir noch nach Aussehen gecastet, das war dann wirklich schwierig unseren Drummer noch reinzukriegen. Lacht.

Erzähl uns noch mehr von den schönen Momenten, von den Hochs!

Tom: Es ist alles schön. Das ist echt ein bisschen wie eine Klassenfahrt. Abends dann auf der Bühne zu stehen mit echt geilen Musikern, die wissen was sie da machen, auf die man sich verlassen kann, mit einem Publikum, das so treu ist und so viel Resonanz gibt, ist geil. Ich hab ja keine Chartbreaker, ich finde ja nie im Radio statt und trotzdem haben wir eine volle Hütte hier. Da freu ich mich schon sehr. Das jeden Abend zu sehen, ist total schön.

Du hast ja Musical studiert und kennst dich mit englischen Texten gut aus. Warum singst du trotzdem auf Deutsch?

Tom: Ich hab ja zwei Alben auf Englisch gemacht, nämlich die ersten beiden. Dann kam die 2014er- Phase, wo Deutsch in Deutschland langsam akzeptiert wurde. Dann gab es einen riesigen Boom mit vielen deutschen Acts. Dann dachte ich mir, ich probier ́s jetzt auch einfach mal. Davor hab ich mich nicht so wirklich ran getraut. Auf Englisch verzeiht die Sprache einfach viel mehr. Auf Deutsch muss ich mich ordentlich damit auseinandersetzen, was eigentlich meine Sprache, meine Message und mein Ductus ist. Ich fand das gut und dabei sind wir jetzt erstmal geblieben.

(P.P.)