AMY MACDONALD – Smartphones verboten!

Amy McdonaldDie Queen der Smokey Eyes auf großer Europa-Tour und laut eigenen Befürchtungen wird sie nach dem drohenden Ausstieg des UK aus der EU ihre Musikkarriere beenden und ans College zurückkehren müssen. Insofern machte eine heutige Visite des Circus Krone durchaus Sinn, auch wenn die Schottin zuletzt mit „Woman Of The World“ nur eine Best Of-Compilation veröffentlicht hat.

Die eigentlich Ein-Mann-Combo Rosborough aus Irland, wurde für den heutigen Anlass um ein weiteres Mitglied an den Drums verdoppelt und versüßte die Wartezeit mit einem halbstündigen Support-Set, welches mit klebriger Indie-Rock-Pomade übergossen war. Eigentlich ganz nett und in der Präsentation verletzlich wirkend und handwerklich einwandfrei dargeboten. Nur leider harmonierte die Idee des zerbrechlichen Rockmusikers nicht mit den Erwartungen des, sich aus allen Altersklassen zusammengesetzten (Sitz-)Publikums. Mehr als höflicher Anstandsapplaus war für Rosborough nicht herauszuholen. Unser Tipp: das nächste Mal einfach mit Placebo touren, dann klappt´s bestimmt. Und musikalisch würde das auch viel besser passen.

Die riesige Bühne wurde für den Hauptact heute mit drei unterschiedlich hohen Würfel-Podesten ausgestattet, auf welchen die Begleitmusiker untergebracht waren, davor stand Amy Macdonald mal mit, mal ohne Gitarre bewaffnet an ihrem Mikro. Die Rückwand war spartanisch hergerichtet und man verließ sich im Design auf Samtvorhänge, welche mittels unterschiedlicher Farben illuminiert wurden. Für ein Akustik-Konzert erzeugte dies genau die richtige, heimelige Stimmung.

Das war dann heute laut Macdonald auch das Besondere: auf elektrische Gitarren und donnernde Drums wurde zugunsten eines Unplugged-Arrangements mit Streichern verzichtet, was der Musik der Schottin auch überaus gut stand. Das Macdonald unterdessen eine Rockerbraut mit entsprechender Attitüde sein soll, wollte man ihr trotz großflächiger Tattoos dennoch nicht ganz abkaufen. Viel zu brav waren ihre, oft recht langen Ansagen zwischen den Songs. Und viel zu zurückhaltend das „Wetten Das…?“-Publikum, welches allenthalben mal um den vorgegebenen Takt herum mitklatschte.

Die Songauswahl indes war aber sehr clever gewählt und erzeugte eine schöne Dynamik und einen guten Überblick über die vier bisherigen Studioalben. Ab und an zickte Amy Macdonald hinsichtlich Smartphone-Infiltrationen aus dem Zuschauerraum herum, was Szeneapplaus und auch Zustimmung des Rezensenten nach sich zog. Den Anekdoten Macdonalds konnte man dank fiesestem Glasgower Akzent freilich nur ohne Ablenkung folgen, aber wie die schottischen Genrekollegen um Travis auch, verbreitete die Songwriterin eine riesige Wolke aus Sympathie mit volksnahen Berichten über das erste Mal Ausgehen oder Konzertbesuche als Fan.

Das Publikum bekam nebenbei bemerkt natürlich alles geboten, wonach es ihm gelüstete („Mr. Rock And Roll“, „Run“, „This Is The Life“, „Poison Prince“), aber eben auch ein paar nicht allzu alltägliche Nummern, wie das für die verstorbene Großmama geschriebene „ Left That Body Long Ago“. Selbst zückte Macdonald kurz vor Schluss dann auch noch einmal das Smartphone und lichtete den hell erleuchteten Saal inklusive Fans ab (zu bewundern ist das Ergebnis auf dem selbst verwalteten Instagram-Profil der Künstlerin).(ODI)

Fotos Amy Macdonald

Fotos Rosborough