CHVRCHES – Wenn Frühlingsgefühle im Herbst erwachen!

chvrchesMan muss mittlerweile das Gefühl haben, dass viele gute Konzerte in München nur noch montags stattfinden, was speziell bei testosteronerhitzendem Elektropop, wie dem der Chvrches einen entweder sehr langen oder sehr kurzen Arbeitstag am Dienstag bedeuten mag.

Zunächst einmal beglückten aber Let´s Eat Grandma aus dem Vereinigten Königreich mit reduzierten Synthesizer-Sounds und ihren quäkenden Kinderstimmen das Publikum. Hier die positiven Eindrücke dieser Performance: es wurde ein physisches Schlagzeug eingesetzt.

Leider wirkten die drei Delinquentinnen auf der Bühne recht unerfahren in der Ausübung ihrer Kunst. So wurde der Gesang der beiden, sichtlich minderjährigen Frontmädels kreischend und wenig dynamisch eingesetzt und von hölzernen Bewegungen flankiert. Die Dame am Schlagzeug starrte derart konzentriert auf ihr Instrument, dass sie es nicht zu bemerken schien, wie sie mit den Sticks die Overheadmikros touchierte, was einen hässlichen Pfeifton erzeugte. Eigentlich schade, denn von The-Voice-Kids-ähnlichen Ergüssen waren die teilweise recht schlauen Arrangements weit entfernt. Authentisch wirkte das Set bei allem Ideenreichtum dennoch nicht.

Ganz anders kurze Zeit später natürlich der Auftritt der Chvrches. Mit ihrem dritten Album „Love Is Dead“ touren die Schotten derzeit wild um den Globus und lieferten gleich mit „Get Out“ und „Bury It“ ordentlich ab. Die brünette Debbie Harry-Lookalike und gleichzeitig Sängering des Trios, Lauren Mayberry, drehte sich elektrisierend im Zentrum einer wenig subtilen Lightshow. Man möchte einfach die Worte „goddamn hot“ in den dampfenden Glasgower Nachthimmel rufen.

Die Bühne wirkte wie eine Inszenierung einer Top Of The Pops-Sendung aus den 70er Jahren, wobei die hauseigene Bühnenausstattung um einige mitgebrachte Utensilien erweitert wurde. Viele bunte Discoleuchten frisierten die übliche Standartbeleuchtung und changierten dabei zwischen den Farben Rot, Neongrün, Violett und Regenbogen.

Die nahezu ausverkaufte Muffathalle feierte zu Hymnen wie „Graffiti“, „God´s Plan“ und der Zugabe „Never Say Die“. Die vielen Paare in der Halle bewegten sich harmonisch zur Musik miteinander, aber auch der ein oder andere partnerlose Konzertbesucher wird nach dieser auffordernden Show nicht alleine nach Hause gegangen sein. So verging der Abend voller Energie, Schweiß und – jawohl! – Erotik, wie im Fluge. (ODI)

Fotos CHVRCHES