Was hat dieser Junge nicht bereits für Aufsehen gesorgt! Gesegnet mit einer Stimme, die Bluesjünger reihenweise vor dem Tabernakel zusammenbrechen lässt, konnte Jesper Munk diese schon als knapp Zwanzigjähriger mit einem beispiellosen Reibeisen-Sound schmücken. Die Stimmbänder anderer Sänger verändern sich oft nur nach Dekaden des Missbrauchs von Schnaps derart, in Munks Fall muss man aber wohl von angeborenem Talent sprechen. Und so sprudelt aus ihm all die Sehnsucht und all der Weltschmerz des gesamten Mississippi-Delta heraus.
Heute kam Jesper Munk in seine Heimat zurück und hatte das dritte Album „Favourite Stranger“ im Gepäck, welches noch einmal einen Richtungswechsel vom recht geradlinigen, genretypischen Blueshighway, auf ungepflasterte Soul-Nebenstraßen und Funky-Feldwege einschlägt.
Den Anfang machten aber zunächst Olmo & Mathilda aus London. In recht außergewöhnlicher Robe enterten drei junge Männer pünktlich die Bühne und zelebrierten ein völlig unerwartetes Schauspiel an Zerbrechlichkeit und Wahnsinn. So startete man wenig furios, dafür mit A Capella-Satzgesängen in eine zirkusähnliche Akkordeonbegleitung. Das war nicht seltsam, es war äußerst britisch. Bassläufe wurden von den beiden Frontmännern, eben Olmo & Mathilda abwechselnd per Synthesizer beigesteuert und auch sonst war viel Bewegung auf der Bühne zu verzeichnen. Der ein oder andere Gastmusiker wurde ebenso verpflichtet, wie Adaptionen aus den Lebenswerken der Beatles oder Doors verwendet. Sehr inspirierend, auch wenn die Performance nicht den Weg in die Seele eines jeden Konzertbesuchers fand.
Weiter ging es, als um 20:45 die Lichter erneut gedimmt wurden und ein, mit Gitarre bewaffneter Mann ins Schwarzlicht trat. Behängt war dieser mit LED-Leuchtmaterialien. Die Augen und der Mund wurden durch neonfarbene Schminke illuminiert. Seine Bewegungen wirkten steif und inszeniert. Zu Drumbeats vom Band präsentierte der Mann ganze drei Songs im Stile von Roy Orbison, keineswegs schlecht gemacht. In den Pausen wiederrum sprach eine Roboterstimme zum Publikum: „Hello. I am Robot. You are very kind“. Ein wenig gestört war der Auftritt ja schon. Aber auch hier muss ein wohlwollendes Fleißsternchen für Kreativität vergeben werden.
Nach ganz kurzer Umbaupause legte dann der Mann des Abends los und bot eine Übersicht aus seinem Gesamtwerk der vergangenen fünf Jahre im Livegewand. Er freute sich spitzbübisch nach jedem Song, dass die Muffathalle so gut gefüllt war. „München – vor Dir habe ich echt die Hosen voll gehabt!“ Das traf in den wunden Punkt des Gehirns, der für die Sympathie-Vergabe an Musiker zuständig ist. Ebenso herzerfrischend war das Duett zwischen Munk und seiner Verlobten, was er mit einem freudigen Luftsprung quittierte. Ein wirklich liebenswürdiger Bursche, der mittlerweile vom Schüler zum gestandenen Profimusiker gereift ist.
Die Party in seiner Heimatstadt hätte nicht schöner sein können. Flankiert von smart eingesetzter Lichttechnik, erkannte man alte Bekannte an Munks Seite. So bediente ein weißhaariger Mann die gleiche Leadgitarre, welche man zuvor im Programm von Olmo & Mathilda gesehen hatte, Robot saß am Keyboard.
Der Drive Von Jesper Munks einstigem Wirken ist mittlerweile hochpolierten, bis ins Detail durcharrangierten Popsongs gewichen, was definitiv nach größeren Bühnen schreit. Beim Publikum indes scheint die neue Attitüde noch nicht flächendeckend angekommen zu sein und es wurde heute Abend nicht noch einmal so grandios mitgefeiert wie beim Klassiker „Morning Coffee“. Toller Mann, toller Musiker! (ODI)