LORDI – Luja sogi i, luja!

LORDIKurz vor der Halloween-Nacht spuckte der Nightliner die finnische Gruselcombo Lordi, mittlerweile bekannt aus Funk und Fernsehen, vor dem Backstage Werk aus. Vielleicht lag es daran, dass ein Montagabend nicht wirklich zu einem ausgiebigen Konzertbesuch einlädt, dass die Halle kaum zu einem Drittel gefüllt war. Vielleicht lag es aber auch an dem nicht eindeutig zu klassifizierenden Musikstil, welcher heute dargeboten werden sollte.

Beim Betreten der Location rockten sich gerade die Jungs von Egokills warm. Dieser Opening Act präsentierte gut gelaunten Durchschnitts-Metal mit einem wirklich sehr starken Sänger. Der Bandname schien irgendwie Programm zu sein, denn man erachtete es für ratsam, überdimensionale Sidedrops an beide Bühnenseiten zu stellen. Aus einem winzigen Spalt in der Mitte, lugte der Drummer hervor und auch sonst wurde jeder verfügbare Raum für jegliche Art der Bühneninteraktion dadurch – nun ja – getötet.

Auch im Rahmen der Show des zweiten Supports, Silver Dust, hatte der Bühnenarchitekt ganze Arbeit geleistet. Eingeläutet wurde das Set zunächst durch das Einblenden eines flimmernden Pseudo-Dokumentarfilms auf einem Bildschirm. Es wurden verschiedene Geistwesen und Soldaten gezeigt, bevor vier Steampunks flächige Riffs zu schaurigen Melodien schrammelten. Die erste Hälfte des Sets war musikalisch betrachtet wirklich gut. Leider verloren sich die Schweizer aber zusehends in Plattitüden, was noch recht witzig war, als der Frontmann ein imaginäres Telefonat mit einem Gespenst auf dem bereits erwähnten Bildschirm führte. Grausiger war allerdings die folgende Wir-Wären-Gerne-So-Wie-System-Of-A-Down-Parodie. Zu allem Überfluss verabschiedeten sich Silver Dust mit einer Brasilianischen Samba-Trommel-Einlage. Dem Publikum schien es aber zu gefallen, denn immerhin zwei Zugaben durfte man bezeugen.

Das Lordi bereits seit 1992 existieren und auch schon neun Studioalbem veröffentlicht haben, wissen die wenigsten. Bekanntheit haben die Finnen ja durch den ersten Platz beim Eurovision Songcontest von 2006 erlangt, was seitdem als ein zurecht gewürdigter Triumph der Rockmusik gehandelt wird. Mit einem einem neuen Longplayer im Gepäck, welches den lächerlichen Titel „Sexorcism“ trägt, tourt das Quintett jedenfalls weiterhin furchtlos durch die Lande und liefert damit sauguten Power-Metal ab.

Die Bühne hatte mittlerweile die Gestalt eines Schlosses eingenommen, in dessen Zentrum sich ein dunkles Portal befand. Mit viel Nebel aus der Kanone wurde zum Intro eine, augenscheinlich vom Teufel besessene Frau durch einen Vorhang auf die Bühne geschoben. Ein zur Fratze entstelltes Gesicht blickte ins Publikum, während ein schön in Szene gesetztes Plastikdekolletee auf und ab hüpfte. Zwischenzeitlich veruchten Lordi der geplagten Kopmarsin, mittels Schwermetall den Dämon auszutreiben. „Sexorcism“ halt.

So hatte jeder Akteur ein eigenes Image: Mr. Lordi als Dämonenanführer mit verbrannter Haut. Keyboarderin Hella als gruselige Holzpuppe. Gitarrist Jussi als Mumie mit Angus Young-Gebärden. Bassist Samer als Satan. Und Drummer Mana als nicht weiter definierte Figur aus einem der älteren Star Wars-Filme. Jede Menge Showelemete wie wackelnde Hirschköpfe an den Schlossmauern, wasserspeiende Kreissägen und schwebende Besessene würzten die stadionreifen Rockhymnen. Die Show wurde beendet mit dem unvermeidlichen „Hard Rock Hallelujah“, der Song, der Lordi den größten Erfolg eingebracht hatte.

Am Ende konnte man sich beim besten Willen nicht entscheiden, ob man diesen skurrilen Abend nun gut oder scheiße fand. Mit Sicherheit kann man aber sagen, dass Lordi auch ohne Masken und dafür mit ein wenig mehr Emotion einfach eine sehr gute Metal-Band wären.(ODI)

Fotos LORDI

Fotos Silver Dust