NAPALM DEATH – Political Correctness im Gewand des Schwermetalls

Napalm Death
Foto: ODI

Man muss nicht unbedingt ein lebensverachtender Anhänger der skandinavischen Satansanbeter und deren Schergen im Milieu des Black Metal sein, um extreme und brutale Musik genießen zu können. Dafür steht seit den 1980ern bereits die britische Grindcore-Autorität Napalm Death. Deren Attitüde kennt man eigentlich – zumindest formell gesehen – nur von drogen- und alkoholverachtenden Hardcore-Bands, die sich dem Lebensmotto Straight Edge verschrieben haben und meist der politisch linken Szene zugehörig sind.

Aber genug der Klischees und Schubladen, denn lautstark mahnt NP´s Frontmann Mark Greenway vor Intoleranz und Umweltverschmutzung. Dies wiederum erinnert in seiner Ehrlichkeit und Emotionalität an Gutmenschen wie Cat Stevens oder Tracey Chapman. Klingt komisch, ist es eigentlich auch.

Denn schon während des Support Acts „Misery Index“ musste man vehement gegen einen Langzeittinitus ankämpfen, so infernalisch und brutal war die Musik. Da können Aggressionen schon mal ausbrechen und tatsächlich formierte sich gegen Ende des Sets auch ein stattlicher Pogo-Pit, welchen nur die wildesten Freaks im aufrechten Gang wieder verließen.

Als später die vier – deutlich in die Jahre gekommenen – Briten die Bühne der Backstage Halle enterten, gab es kein Halten mehr im Saal. Mittlerweile sehr gut gefüllt, wurden die Mähnen geschüttelt und die Gliedmaßen in alle Richtungen geschleudert. Es dauerte nicht lang, bis die ersten Menschen durch die Luft segelten und auf der Bühne landeten. Greenway stampfte wie eh und je vom Drumriser zum Bühnenrand und zurück und zuckte dabei wie unter Strom mit dem Kopf hin und her. Feiern lassen wollte sich die Band nicht so richtig, denn Personenkult würde auch nicht zum Image passen. Nicht umsonst wurden einem Bandshirts für gerade mal 15 € quasi hinterhergeworfen und passend dazu mitfühlende Ansagen gemacht: „Everyone in this venue deserves it, to be happy“! Das war das Motto und während gegen Atomwaffenexporte und die fehlende Abrüstung gezetert wurde, keimte auch eine kleine Wutrede in Richtung einer innerdeutschen, sogenannten Alternativpartei auf. Alles in allem sehr gelungen, aber nicht entschleunigend. Napalm Death hätten das Zeug dazu, eine Revolution anzuführen, so ansteckend macht deren Wut auf die Ungerechtigkeiten und Kriege auf dieser Welt, kombiniert mit unwiderstehlichen Rhythmen und Blastbeats. Die besten Songs des Abends waren die Klassiker: „Suffer The Children“, „Scum“, der Guiness-Weltrekordsong „You Suffer“ und natürlich das obligatorische Dead Kennedys-Cover „Nazi Punks Fuck Off“ (Mitgröhlen inklusive).

Nach einer knappen Stunde und fast dreißig Songs war Schluss, die Message wird aber noch lange nachhallen!(ODI)