Zuletzt war es recht still um die Briten geworden, die nie so ganz aus dem Schatten ihrer schottischen Landsmänner um Fran Healey´s „Travis“ hervortreten konnten. Und das, obwohl mit „Chasing Cars“ ein unvergessliches Chart-Meisterwerk produziert wurde. Indes ließen Snow Patrol nun ganze sieben Jahre ins Land ziehen, bis sie 2018 mit „Wildness“ das Nachfolgealbum zu „Fallen Empires“ veröffentlichten. Zur dazugehörigen Europa-Tour wurde heute ins Zenith geladen, welches recht lückenhaft gefüllt war.
Einheizen durfte „Foy Vance“ im Duett mit Drummer und selbst lediglich abwechselnd mit Westerngitarre und E-Piano bewaffnet. Die Songs im Americana-Style konnten gefallen, hinter dem ein oder anderen Stück, verbarg sich sogar ein rotziges Rhythm´n Blues-Arrangement. Nett. Sehr nett sogar.
Später läutete ein kurzes, akustisches Signal den Auftritt, der von Gary Lightbody angeführten Hauptgruppe ein, während hinter dem Drumriser eine gigantische Schneeflocke (welche selbstverständlich auch das Bandlogo darstellt) schwebte. Was folgte war ein Meer aus Pathos und Showelementen. Das war wirklich groß und äußerst unterhaltsam. Konnte aber dennoch nicht über die fehlende Dynamik im Live-Repertoire der Band hinwegtrösten. Jeder Song, in seiner einfachen, balladesken Schönheit berührt die Seele natürlich, über die Dauer von knapp zwei Stunden kann das allerdings etwas langatmig werden.
Das Publikum schien ohnehin nur auf die altbewehrten Hits der Band zu warten, welche sich allesamt fromm auf dem 2006er Album „Eyes Open“ versammeln (mit Ausnahme des Paar-Therapie-Klassikers „Run“) und so ging stets ein Raunen durch die Halle, als die bekannten Töne zu „Shut Your Eyes“, „You Could Be Happy“ oder „Open Your Eyes“ einsetzten. Den Höhepunkt hierbei setzte das unvermeidliche „Chasing Cars“. Jedes Stück wurde mit einer anderen Lichtshow oder einem ablaufenden Film auf der Megaleinwand präsentiert.
Im Gewand von rosa Farbtupfern, Sternenhimmeln und Spektrallichtern durfte also geschmachtet, gelächelt und mitgesungen werden. Für Ü30-Singles wäre der heutige Abend überdies eine gute Gelegenheit gewesen, neue Bekanntschaften zu knüpfen. Lightbody erzeugte nämlich eine herzerwärmende, gütige Stimmung, welche es einem schier unmöglich machte, schlechte Laune zu haben.
In Zeiten wie diesen sind solch vermittelnde und sicherlich auch verbindende Abende wichtiger denn je. Man selbst gedachte voller Melancholie (auch diesen Aggregatzustand der Gefühle kann der übermäßige Genuss von Snow Patrol-Songs hervorrufen) den Zeiten, als die Band an Sonntagnachmittagen für vierzig Minuten irgendwelche Festivalbühnen bereicherten. Schon damals waren diese traurigen Melodien nach mehreren Tagen des Durchfeierns stets der passende Downer zum Ende eines Wochenendes hin gewesen (optimaler Weise in Verbindung mit einsetzendem Dauerregen), um sich selbst wieder zu erden.(ODI)