STRAY COLORS – Im Münchner Ampere

Stray Colors im Ampere MünchenEin Wiedersehen unter Freunden

Die Stray Colors haben sich den Sommer über den Hintern abgetourt und gönnten ihren Allerwertesten nur eine kurze Pause, bis dieser – aus vielerlei Hinsicht – geschichtsträchtige Abend angekündigt wurde. Vor zehn Jahren traf sich die Münchner Jungmusikanten- und Indierockszene noch regelmäßig im Atomic Café und so manche Schlachtpläne und Entwürfe gewisser Bandprojekte wurden in den damals heiligen Hallen geschmiedet. Einige Partnerschaften existieren noch immer, die meisten sind im Laufe der Zeit allerdings neuen Visionen gewichen.

So auch das Erscheinungsmuseum. Die Indierockband feierte heute für eine Nacht eine Neugeburt, nachdem die Musiker jahrelang auf unterschiedlichen Pfaden unterwegs gewesen waren. Spitzbübisch kündigte Rüdiger Sinn (einerseits Sänger des Erscheinungsmuseums, andererseits einer der beiden Fronmänner der Stray Colors) diesen Abend dann mit gewohnt einfühlsamen Worten an und begann das erste Set des Abends ohne Elektrifizierung und nur am Piano begleitet. Schön. Hernach durfte es dann launig weitergehen, die deutschen Texte trafen frech ins Schwarze. Nice one.

Die zweite Support-Sause folgte schnell, dieses Mal durfte Stray Color´s zweiter Frontmann Zlatko Pasalic seine Ex-Kollegen für ein paar Songs wiedervereinen. Und so ließen drei Musiker der Münchner Gallionsfigur The Whiskey Foundation ihr Hauptprojekt zuhause und nahmen stattdessen für die Altvorderen-Combo Lucky Fish Plecs und Sticks in die Hand. Das Resultat war eine lange nicht mehr gesehene Spielfreude auf der Bühne und Begeisterung davor. Da ging die Info, dass Lucky Fish im kommenden Februar ein weiteres Münchner Konzert spielen werden, runter wie Öl.

Das Konzert der Stray Colors im Anschluss war natürlich die Hauptsache an diesem Abend und es war – vorsicht: Spoileralarm – überragend. Nicht nur, dass alle wichtigen Songs präsentiert wurden. Es wurden auch viele ehemalige Weggefährten auf die Bühne gebeten und so konnte man in Erinnerungen an die besten Momente der Bandgeschichte schwelgen. Unnachahmlich berührten Zlatko und Rüdiger mit ihren glasklaren Stimmen, steckte Bassist Amadeus das Publikum mit seiner guten Laune an und verbreitete Schlagzeuger Nathan eine virale Tanzwut. Ein besonderer Höhepunkt gehörte aber Neuzugang Alessio an der Trompete. Er verkündete in einem Moment noch, dass er beim nächsten Song nicht mitspielen könne, weil er heute frisch geheiratet habe und seiner Braut den Hochzeitstanz schuldig geblieben war.  Im nächsten Moment stand er schon in Mitten des Publikums, seine Liebste in den Armen und sah sich umringt von Handylichtern. Es war bezaubernd!

So ließen sich viele Geschichten erzählen. Die musikalischen Bestnoten wurden auch heute wieder an “Spaceman Cemetery”, “Fall Too Much”, “Whiskey Sour” und “Pada Kisa” verliehen. Aber auch das Finale mit “It´s Never Gonna Be The Same” und dem Elvis-Klassiker  “Can´t Help Falling In Love” war groß.

Wenn künftig in kürzeren Abständen solch hitverdächtige Reload-Partys stattfinden, dann tut das Älterwerden schon nicht mehr ganz so weh. (ODI)