Zum Thrash-Metal Jahresabschluss versammelten sich heute noch einmal hunderte junger und etwas älterer Menschen mit langen Bärten und Haaren, bekleidet mit Jeanskutten und viel zu engen Hosen, im Feierwerk. Das Ergebnis: ausverkauft!
Dies freute Tankard-Manager und Rock Hard-Redakteur Uwe “Buffo” Schnädelbach, welcher wieder selbst am Merchstand Hand anlegte, sicherlich über alle Maßen. Bevor die Alcoholic-Metaller aus Frankfurt (Tankard = engl. für Bierkrug) loslegten, verdingten sich aber vier junge Burschen, deren Band auf den Namen “Battlecreek” hört mit einer gehörigen Portion Spielfreude auf der Bühne. Man war bereits zu Forschungszwecken in Vorbereitung auf diesen Abend auf den Spotify-Kanal der Combo aus Schnaittsee gestossen und dadurch mehr als positiv ob der sehr fein produzierten und gut geschriebenen Songs gestimmt. Das Sahnehäubchen der Band ist sicherlich die mehr als solide eingesetzte Gitarre. Zurecht wurden die Jungs frenetisch bejubelt. In jedem Fall wird man dieses bajuwarische Eigengewächs im Auge behalten müssen.
Später ließ sich Frank Thorwarth, seines Zeichens Bassist bei Tankard dabei erwischen, wie er kurz vor Stagetime das Häkchen hinter den Linecheck selbst malte. Denn die mittlerweile 36 Jahre Bandgeschichte waren leider nie so ertragreich, dass man von einem Durchbruch oder gar einer erfolgreichen Karriere sprechen könnte. Also muss der Manager eben selbst T-Shirts verkaufen und das Entgelt für einen Tech wird ebenfalls gespart.
Nach einem kurzen Simon & Garfunkel-Intro (“El Condor Pasa”) legten die Hessen dann mit dem Titeltrack der aktuellen Scheibe “One Food In The Grave” los, Frontsau Andreas “Gerre” Geremia rannte wie eh und je von einem Bühnenrand zum anderen und zurück. Weiter ging es mit den Klassikern “The Morning After” und “Zobmie Attack”. Und auch wenn man diese Band vor lauter Sympathie lieben muss, wurde auch dem gemeinhin vor Loyalität und Fantreue nur so strotzenden Metalhead recht schnell klar, wieso Tankard den Status einer Kumpel-Spaßband aus des Nachbars Hobbykeller wohl niemals ablegen werden. Zum einen entschuldigt sich Gerre einfach zu oft dafür, dass seine Band niemals den Kinderschuhen entwachsen konnte, zum anderen ist der recht rudimentär angelegte Thrashmetal auf dem technischen Niveau von 1982 hängen geblieben. Trotzdem: wer zu den später angestimmten Hymnen wie “Chemical Invasion”, “Freibier” und “(Empty) Tankard” vor Freude nicht einfach nur sein Haupthaar (so fern noch vorhanden) schütteln oder mit dem Konzertnachbarn Arm in Arm schunkeln möchte, dem fehlt das gewisse Schwermetal-Chromosom. Der Heiratsantrag eines angereisten Fans aus Lettland an seine holde Schildmaid sollte diesen Abend schlussendlich sogar denkwürdig werden lassen.
Tankard dürfen die oft verlogene und nach Kapital heischende Szene des Musik-Business gerne auch die nächsten 36 Jahre mit ihrer Bodenständigkeit bereichern!(ODI)