Das Baden-Würtembergische Duo BRTHR hat sich scheinbar einiges in Sachen Karrieredurchstart vorgenommen. Nicht anders ist es zu erklären, dass ein wohltemperiertes und bis ins Detail durchdachtes, in sich stimmiges Zweitwerk nun veröffentlicht wird.
Getragen werden die insgesamt zehn Stücke von einer warmen, souligen Stimme, welche in Ihrer Reife auch einem sechzigjährigen Straßenmusiker gehören könnte, der bereits alles erlebt hat. Die Phonetik und die Lyrics lassen den Hörer nicht als erstes ans Ländle als Herkunfstort der Band denken. Viel mehr fühlt man sich in die US-Folk-Hochburg Portland katapultiert. Reingehört hat Philipp Eissler, seines Zeichens Songwriter und Bandgründer ganz offensichtlich auch in die Werke der aus Seattle stammenden „Fleet Foxes“ und der Dylan-Komparsen „The Band“ aus Woodstock.
Das Album beginnt mit „One More Night“, welches ausgeschmückt mit Reggae Rhythmen immer einen Hang zum Hinterherhinken hat und nie vollkommen aufgeht. Eine tolle Idee, als Opener keinen bombastischen, überproduzierten 4/4 Takter vorzulegen. Das macht Lust auf mehr.
„Harder Each Day“ wurde laut Eissler erst im Studio fertiggestellt, aber auch dieser Song besitzt genügend Tiefe, ebenso wie das folgende „Love Me Like You Do“. Hier wird auf ein Clapton-ähnliches Intro-Lick im Bluesgewand gesetzt, die Stimme erinnert zusehends an Jack Johnson. Auch die restlichen Songs auf „A Different Kind Of Light“ lassen sich mit so manchen Superlativen in Verbindung bringen.
„Waiting On The Day“, die Feuerzeug-Ballade „Tea Cup“ und der Closing Track „Tell Me True“ haben das Potential zu echten Lieblingssongs.
Alles in allem liefern BRTHR ein sehr gelungenes Stück handgemachter Musik, welchem leider ein wenig die Dynamik fehlt. Nach einer anstrengenden Arbeitswoche oder einer durchzechten Nacht im Club, besitzt der verträumte Folk-Pop aber genau die richtige Dosis an Entschleunigung.(ODI)