Sie werden als Institution des österreichischen Indie bezeichnet. Nach sechs Alben, dreizehn Singles und zwölf Jahren im Musikgeschäft ist diese Einschätzung durchaus gerechtfertigt. Doch in zwölf Jahren kann viel passieren, sogar eine Orientierung vom Schlager zum Elektro ist möglich, wie die Bandgeschichte der Österreicher beweist. Für ihr neues Album „Seltene Elemente“, das am 9. Oktober erscheint, können oder wollen sich Kommando Elefant wohl nicht mehr entscheiden. So schafft es ein wilder Mix mit Einschlägen aus Pop, Indie und Schlager, zusammengehalten von elektronischen Retro-Beats, auf das Album, das alles in allem ein bisschen unentschieden wirkt.
Kommando Elefant wissen um ihre bunte Mischung und machen kein Geheimnis daraus. „Interferenzen“ handelt von Wellen, die sich überschneiden, „Facetten“ ist selbsterklärend und der Titelsong „Seltene Elemente“ ist zwar als Love-Story getarnt, lässt sich jedoch genauso gut als Hommage an die unterschiedlichen musikalischen Einschläge der Österreicher lesen, die sich in der Theorie als Gegensätze anziehen.
Während das Zusammenspiel der Gegensätze den Charme von „In Frieden, für immer“ tatsächlich ausmacht, kommen sich Lyrics und musikalisches Arrangement in „Alt werden“ in die Quere. Der Song wagt den Blick in eine gemeinsame Zukunft, der durchaus ehrlich gemeint zu sein scheint. Wären da nicht die Auto-Tunes, die den Zeilen alle Bodenständigkeit rauben und den Song in spaceige Sphären katapultieren.
„Perfect Night“ startet mit einer lässig beschwingten Sound-Kulisse, verliert seine Coolness allerdings durch das banale Reimschema.
Mit „Über Wien“ kommt es, abgesehen von einem kurzen Schlager-Einsprengsel, das auch hier getrost fehlen dürfte, dann aber doch noch, das ersehnte Highlight des Albums. Gefährlich vorahnungsvoll treiben die Beats den Song auf den ersten Gipfel zu. „Und alle Sterne fielen – am Himmel über Wien“, heißt es mit einer wirkungsvollen Zäsur in der Mitte der Phrase. Dann nimmt der Lauf erneut Fahrt auf.
Ob Schlager oder Elektro ist am Ende Geschmacksache, ein bisschen mehr Geradlinigkeit hätte „Seltene Elemente“ insgesamt allerdings nicht geschadet.(P.P.)