2016 übernahm das deutsche Quintett Annenmaykantereit mit „Alles Nix Konkretes“ die Pole-Position der deutschsprachigen Charts. Die Erfolgsgeschichte nahm ihren Lauf: ausverkaufte Hallen, zahllose Interviews, der Hype um die Kölner war perfekt. Seitdem ist die markante Reibeisen-Stimme von Henning May nicht mehr aus der Szene wegzudenken.
Am 7. Dezember veröffentlichten Annenmaykantereit ihr neues Album „Schlagschatten“, die Bilanz ist allerdings ein wenig ernüchternd.
Trennung und (un)glückliche Liebe spielen die Hauptrolle im neuen Album der Band. „Nur Wegen Dir“ ist auch eine dieser Liebesgeschichten, nimmt allerdings endlich mal eine andere Wendung: „Ich wach auf und bin so glücklich wegen dir“, singt Henning May. Auf musikalischer Ebene hätte die Euphorie auch gerne noch größer sein können.
„Ich Geh Heut Nicht Mehr Tanzen“ beginnt mit einem gezupften Gitarren-Intro, bevor sich das Stimmungstief in einem treibenden Rhythmus zum Gegenteil des besungenen Durchhängers entwickelt, nämlich zu einem animierenden, tanzbaren Aufmacher.
In „Weiße Wand“ löst Gesellschaftskritik auf der nächsten Ebene die persönlichen Belangen der Band für einen kurzen Moment ab.
Der Titelsong des Albums entspricht dann wieder dem, was man wohl als klassische Schnulze bezeichnen würde: Ein melancholischer Text über das Tränenvergießen, eine melodiöse Begleitung im Rahmen eines Klaviers und einer Gitarre, erneut ein Downer statt eines Uppers.
Insgesamt fehlt „Schlagschatten“ der Drive. Wo haben Annenmaykantereit ihre Mundharmonika gelassen, das Saxophon, die schnellen, unerwarteten Tempi-Wechsel und die gute Laune? (P.P.)