Prinz Pi – “Nichts war Umsonst”

Ein Album über die Dualität der Dinge, die zwei Seiten einer Medaille, gelebte Kontraste und das Für und Wider der eigenen Existenz

prinzpi_nwu_coverIndividualismus kann einsam machen. Das Leben formt einen. Prinz Pi gibt diesem Gefühl rund um „Nichts war Umsonst” mit seinem neuen Album eine Stimme. Mit „Sandstrand” ist der Tenor des Albums gesetzt und macht Bock auf den Rest. Wir wollen alle etwas Besonderes sein und jeder von uns hat eine Geschichte zu erzählen. Durch seine Selbstoffenbarung in den Texten fühlt man sich verstanden, auch wenn man das vielleicht gar nicht möchte. Das Cover in dunklem Rot mit dem Konterfei von Prinz Pi steht stellvertretend für die zwei Seiten einer Medaille.

„Das Leben jedes Mannes endet auf die gleiche Weise. Es sind nur die Details, wie jemand gelebt hat und wie er gestorben ist, die einen Mann vom anderen unterscheiden.“ Dieser Satz stammt von niemand Geringerem als Ernest Hemingway, der vor etwa hundert Jahren schon mit denselben Themen gehadert hat, mit denen Prinz Pi und wir alle heute zu kämpfen haben.

In „Das Original“ feat. Mark Forster besingt Prinz Pi die eine, die so schön ist, wenn sie tanzt. Jeder ist optimal und jeder hat seine eigenen Gedanken, die niemand sonst hat. Das sind genau die Dinge, die jeder Mensch gerne hört. In einer Welt 2017, wo man sich nicht festlegen will, und dann lieber am perfekten Selfie bastelt, denn originell bleiben ist schwierig. Mit »Letzte Liebe« ist ihm ein Liebeskummer-Schmachtsong gelungen, der von genau dieser Person handelt, von der man immer dachte, dass sie die letzte sei. „Pariesienne, zu viel Rotwein” sagt eigentlich schon alles.

 

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„Hellrot“ mit Bosse ist ein Sommersong mit einem herrlich schönen Video, das die Normalität der Welt zeigt. Man findet zurück ins Leben: „Nach jedem Tief gibt es ein Hoch.“

Der fünfte Song, der den Namen des Albums trägt, ist für mich Höhepunkt des Albums. Der Beat dropt ordentlich, die Botschaft ist universell und macht einfach glücklich.

In „Vielleicht“ wird es ruhiger mit traurigem Intro und einem warmen Soundteppich. In „Zahlen“ wird es ernst und doch gibt es am Ende Hoffnung und der Appell an die gute alte Nächstenliebe, die 2017 nicht mehr zynisch daherkommt, sondern echt sein kann. „Trümmerfeld“ ist die offene Auseinandersetzung mit Depression, das endlich kein Tabuthema mehr sein muss, sondern auch Teil des Lebens sein kann und einen zu dem macht, der man eben ist.

Bei „Haus im Wald“ geht es weiter hinein ins dunkle Tal der Traurigkeit, mit bleiernem Beat und dem Selbst, das nicht mehr sein möchte, um in „Schatten“ den Abschied eines alten Freundes zu betrauern. Es ist einfach zu bitter, dass die Besten so früh gehen mussten.

Der letzte Song auf der Platte „Für immer und immer“ ist in Zusammenarbeit mit 20th Century Fox entstanden. Das Video ist mit Szenen aus dem Kinofilm „Planet der Affen: Survival“ versehen und wird aus einer melancholischen Klaviermelodie zu einer treibenden Hymne, die Freundschaft feiert. Die treue Gang bleibt auch die treue Gang, wenn die Zeit vergeht.

Prinz Pi ist irgendwie erwachsen geworden. Nach 20 Jahren im Business nennt man das dann angekommen. Interviews in der Süddeutschen und allen gängigen Zeitschriften. Mit drei Nummer-Eins-Alben ist er eine feste Größe im deutschen Hip Hop und das mit Selbstoffenbarung und sensiblen Themen. Prinz Pi schafft diesen generalistischen Blick auf die Random-Probleme der Generation Twentysomething.

Aber er gibt mir Hoffnung und lässt mich nach diesem Album seltsam entspannt zurück. Wird schon werden mit diesem Leben. Und das Komische ist, nachdem meine Schwester, die 10 Jahre jünger ist als ich, “Nichts war umsonst” gehört hat, da meinte sie “Irgendwie ballt man die Faust, nickt mit dem Kopf und denkt sich „Ja Mann, du hast so recht.”

„Allein in meinem Zuhause, zu Hause im Alleinsein. Jede, die sich angesprochen fühlt, wird auch gemeint sein.“ („Haus im Wald“).

Das Album ist wie ein Sonntag, an dem man ausnahmsweise nicht verkatert ist, sondern einen die Sonne weckt und alles gut wird.(L.A.)

Gekauft werden kann die Platte ab dem 3. November 2017 bei Keine Liebe Records.