REINGEHÖRT – KILLERPILZE – „Nichts Ist Für Immer“

Killerpilze_Nichts Ist Für ImmerNur für den Moment

Auch wenn die Branche in den letzten Jahren bezüglich Newcomerbands und Teeniekünstlern zusehends verkommt, traten ab Mitte der 1990er und bis hin zur Jahrtausendwende aber noch durchaus talentierte und nachhaltigere Acts ins Rampenlicht. Damals schon bedeutungsschwerer Indie-Pop mit ungewöhnlich reifen Texten wurde unter dem Namen „Echt“ veröffentlicht, quasi ein Vorreiter für viele Nachrücker. Musikalisch zwar ein völliger anderer Weg, begleitet aber dennoch von der Bravo und kreischenden jungen Mädchen, kamen dann 2002 die Killerpilze daher. Der Bandname ist eigentlich das einzig fragwürdige Kennzeichen des Trios. Der flotte Mischung aus Pop, Rock und Punk ist mittlerweile ein Qualitätsstandart.

Neun Alben liegen nun vor, angefangen von jugendlichen Punkausflügen zu mittlerweile gekonnt produzierten und wirklich ausgereiften Gesamtkunstwerken, lässt sich die Entwicklung der Band wie ein roter Faden in ihrer eigenen Chronologie nachvollziehen.

Mastermind Jo Halbig besitzt unterdessen eine männliche Rockröhre und setzt diese beim Eröffnungstrack „Planet B“ so richtig dick in Szene. Erinnert vielleicht nicht zufällig an Campino und die Toten Hosen.

„Mutausbruch“ trägt dann schon mal den besten Songtitel des Jahres, das Arrangement ist zeitnah und der Text mit aktueller Relevanz bedacht. Im Refrain geht der Song richtig schön auf und beim Zuhören wippt unwiderstehlich der Fuß im Takt mit.

Es geht weiter mit „Nachtronauten“, welches recht gefällig durch eine radiotauglich inszenierte Geschichte einer jugendlichen Clique führt. Nach dieser eher seichten Episode folgt ein echtes Albumhighlight mit „Letztes Leben“. Ein cooles Gitarrenriff eröffnet einen treibenden Rocksong, welcher von Freundschaft und Zusammenhalt erzählt. „Auf Lieben Wen Ich Will“ zitieren die Killerpilze ungeniert die beste Band der Welt, aber sie tun es mit Stil und Können. „LaLaLa“ ist eine fein erarbeitete Sozialkritik und kreidet heuchlerische Weltverbesserer an. Man bekommt fast ein schlechtes Gewissen, wenn man sich auf den nächsten Flug in den Urlaub freut. Bissig und frech und relevant. So zieht sich das Album ohne wirkliche Längen durch zwölf Tracks. Letztlich landet man beim zweiten und dritten Durchhören aber doch immer wieder bei den gleichen Anspieltipps. Einer davon wird auch „Isar“ sein, eine weitere Ehrerbietung an die Ärzte. Der Ska-Song mag nicht komplex sein, hat aber das Zeug zu einem Hit, mit Bläsern, Hookline und 4/4 Takt.

Nichts ist für immer ist kein Album für die Ewigkeit geworden, denn dafür sind die Songs im Einzelnen betrachtet, zu radiotauglich und auf ein aktuelles Publikum abgestimmt. Aber es ist ein Werk für den Augenblick. Und an die besten Augenblicke seines Lebens erinnert man sich auch noch in vielen Jahren. (ODI)